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Man kann die Todesstunde des Hipsters ziemlich genau eingrenzen. Der mit diesem Begriff gemeinte ur individuelle Großbrillenträger mit der Leinentasche, dem Dreigang-Rad und dem Vollbart - er verendete elendiglich, als sich ausgerechnet der Chefredakteur der am wenigsten individuellen Boulevardzeitung Deutschlands, der "Bild", einen Hipster-Vollbart wachsen ließ. Das war’s. Ende Gelände. Der Yuppie und der Hippie stimmten gemeinsam mit allen Grunge-Bands ein "Ich hatt’ einen Kameraden" für den Hipster an.
Umso überraschender, dass ein US-Journalist erst diese Woche einen Nachfolger des Hipsters identifiziert hat. Er nennt ihn den "Yuccie" - das leitet sich ab von "Young Urban Creative". Und erinnert nicht zufällig an den Yuppie ("Young Urban Professional") der 80er. Denn wie jene modemarkenbesessenen Egozentriker mit Hang zum schizophrenen Körpergesundheitsverständnis (Kokain macht schließlich auch fit fürs Hanteltraining) sind auch die Yuccies auf beruflichen Erfolg und das Vermehren von Vermögen programmiert.
Nun gut. Wie die Gruppe von Menschen heißt, die die nächste Gentrifizierungswelle vorantreibt, ist eh einigermaßen wurscht. Was im Vergleich zum Yuppie allerdings schon auffällt: Viele Spuren in der Kulturgeschichte hat er nicht hinterlassen, der Hipster. Außer in schnell vergessenen TV-Comedys. Der Yuppie hingegen, der ist als eiskalt-geschleckter Axtmassakrierer in Bret Easton Ellis’ "American Psycho" in die Literatur eingegangen. Wenn das nicht die ultimative Demütigung für eine so intellektaffine Subkultur wie den Hipster ist.