Madrid - Wie im September bei den deutschen Bundestagswahlen dürfte auch bei den spanischen Parlamentswahlen am 25. Mai die Haltung des Regierungschefs zum Krieg im Irak wahlentscheidend sein. Die Volkspartei des amtierenden Regierungschefs Jose Maria Aznar, der sich voll hinter die Politik des amerikanischen Präsidenten gestellt hat, geht einer schweren Niederlage entgegen.
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Nach den jüngsten Umfragen, die die Zeitung "El Pais" am Wochenende veröffentlichte, liegen die oppositionellen Sozialisten (PSOE) mit 42 Prozent Wählerzuspruch schon um sechs Prozent vor der Volkspartei Aznars, der selbst nicht mehr zu den Wahlen antritt. 6,2 Prozent wollen die Vereinigte Linke (IU) wählen, 4,2 Prozent die Katalanenpartei CiU, 2 Prozent die Baskenpartei PNV und 9,6 Prozent wollen ihren Stimmzettel für eine der anderen politischen Gruppierungen abgeben oder ungültig wählen.
Auch bei der persönlichen Bewertung hat Jose Maria Aznar einen Absturz erlebt. Erreichte er zu Jahresbeginn auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = sehr schlecht, 10 = sehr gut) noch 4,79 Punkte, so liegt er jetzt mit 3,68 Punkten klar hinter PSOE-Chef Jose Luis Zapatero (4,93), dem katalanischen Regierungschef Jordi Pujol (4,18) und sogar hinter IU-Parteichef Gaspar Llamazares. Nur mehr 30,6 Prozent der Spanier stehen hinter ihrem Premier, 62,8 Prozent sind mit seiner derzeitigen Regierungsführung nicht einverstanden. Die Noten für die Regierungsarbeit insgesamt sind seit Jänner von 4,61 auf 3,52 Punkte zurückgegangen.
92,4 Prozent der Spanier sprachen sich in der von "El Pais" veröffentlichten Umfrage gegen den Irak-Krieg aus, nur 5,1 Prozent unterstützen ihn. Die Haltung der Volkspartei zu diesem Krieg wird von 79,9 Prozent abgelehnt, die Entsendung spanischer Truppen würden nur 11,1 Prozent unterstützen und 85,2 Prozent der Spanier würden sie ablehnen.
44 Prozent der Spanier sind der Meinung, dass der Krieg um des Erdöls wegen geführt wird, 31,1 Prozent sehen andere ökonomische Motive und nur eine verschwindende Minderheit von 5,4 Prozent glaubt Bushs Ankündigung, man wolle mit diesem Waffengang den internationalen Terror bekämpfen.
Fast zwei Drittel der Spanier (64,8 Prozent) vertreten die Meinung, dass die Vertreibung von Saddam Hussein Kriegsziel sei. Nur 25,8 Prozent hingegen glauben, dass der Irak eine Bedrohung für die Welt darstelle (61,1 Prozent glauben es nicht). 5,9 Prozent hingegen beantworteten die Frage, ob mit diesem Krieg das Problem des internationalen Terrorismus gelöst werden könne, mit einem klaren Nein. 55,7 Prozent befürchten, dass Spanien mit dem Ausbruch des Krieges stärker vom islamistischen Terror betroffen sein wird. 78,9 Prozent der Spanier sagen, dass die Gründe der Kriegsbefürworter nicht für einen Waffengang reichen.