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Bach den Bach hinunter

Von István Orbán

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Nach längerer Abstinenz vom rezensionsorientierten Medienkonsum ist es vielleicht gut, so dachte ich, den Wiedereinstieg eher behutsam anzugehen. Und das Montags-Programmangebot studierend, schien da das Ö1-Konzert ab 15 Uhr gerade recht zu sein: "J. S. Bachs Orchestersuite in h-Moll mit den Beatles" hieß es da geheimnisvoll, "Das Loeki Stardust Quartet geht joggen" oder "Chick Corea alla turca" klang nicht weniger vielsagend; ja, und Gustav Danzinger als Programmgestalter war da noch zu lesen. Dann habe ich, etwas verspätet, das Radio aufgedreht, geriet in den ersten Satz dieser Bach-Beatles-Sache. Und hörte ein mieses, plattes Machwerk, das Musik zu nennen mir widerstrebt: Über einem beharrlich fantasielosen Streicherbrei blies eine pick-süße Flöte ein Potpourri von Beatles-Verballhornungen. Ob das zumindest in h-Moll war? - Ich weiß es nicht, ich habe kein absolutes Gehör. Der Rest des Programms ist schnell erzählt: Das Jogging des Blockflöten-Quartetts war nicht besonders, und Chick Corea ist einfach gut, auch alla turca - nämlich mit Dave Brubecks berühmtem Blue Rondo . . .

Jedenfalls: Bach müsste klagen, die Beatles auch. Und ich schließe mich an, indem ich Gustav Danzinger heftigst vorwerfe, dieses miese Stück ins Programm gehoben zu haben, anstatt den Tonträger der Müllverbrennung zuzuführen. Da war ja Peter Planyavskys vor vielen Jahren durchlittene, pseudo-bachische "Touristen-Kantate" (oder so) noch Gold dagegen; und das war schon schlimm genug.

Die "längere Abstinenz" István Orbáns vom "rezensionsorientierten Medienkonsum" war wohl begründet: Orbán nutzte die Zeit, um sein Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien (Bildhauerschule Heimo Zobernig) abzuschließen - übrigens mit einer Auszeichnung. Wir gratulieren herzlich und freuen uns, nun einen bildgewaltigen Mag. art. in unserer Mitte zu haben. -mid