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In jüngster Zeit sind ostdeutsche Städte fast ausschließlich im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Vorfällen erwähnt worden. Da tat es so richtig gut, in der vierteiligen Filmbiographie "Johann Sebastian Bach", die gestern in 3sat zu Ende ging, Eisenach, den Geburtsort des Barockkomponisten, und Leipzig, seine wichtigste Wirkungsstätte, einmal unter anderen Vorzeichen geschildert zu bekommen. An kritischen Tönen hat es freilich auch in dieser Koproduktion der DDR mit der Volksrepublik Ungarn aus dem Jahr 1985 nicht gemangelt, insbesondere die bornierten Ratsherren von Leipzig und andere böswillige Vorgesetzte wurden so dargestellt, wie sie es wohl verdienten. Und in den in Weimar und Köthen spielenden Folgen bekam auch der Adel sein Fett ab.
Insgesamt hinterließ diese Verfilmung einen tadellosen Eindruck. Die Rollen waren exzellent besetzt, und die Handlung bot immer wieder reichlich Möglichkeit für Musikeinblendungen. Und richtig spannend wurde es, als sich ein damals als bester seiner Zunft geltender Cembalist, der die Kollegen siegessicher zum Wettstreit herausgefordert hatte, bei Nacht und Nebel davonstahl, nachdem er Bach spielen gehört hatte.
J. S. Bach wird in diesem Film nicht als Künstler im Sinne des (späteren) romantischen Geniebegriffs dargestellt, wohl aber als durchaus selbstbewusster Musiker. Berührend waren die kurzen Episoden aus dem Familienleben in einer Zeit, in der der frühzeitige Tod mehrerer Kinder zum Alltag gehörte, sowie die dezenten Hinweise auf schlimme Zustände im Schul-, Wohnungs- und Gemeinwesen.