Ex-Präsidentin gewinnt Wahl mit 46,7 Prozent und muss nun ins Stechen.
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Santiago de Chile. Bei der Präsidentenwahl in Chile hat die Sozialistin Michelle Bachelet mit deutlichem Abstand den ersten Wahlgang gewonnen. Aber sie verfehlte mit 46,7 Prozent absolute Mehrheit und muss sich deshalb Mitte Dezember einer Stichwahl stellen. Ihre Gegenkandidatin wird dann Evelyn Matthei sein, die Kandidatin der Rechten, die 25 Prozent der Stimmen bekam. Außerdem wurden sämtliche 120 Abgeordnete und 20 der 38 Mitglieder des Senats neu gewählt. Bachelets Nueva Mayoría errang ersten Ergebnissen zufolge eine knappe Mehrheit.
Bachelet wertete das Ergebnis als Votum für eine neue Verfassung, ein sozialstaatlich strukturiertes Bildungssystem und eine gerechtere Steuergesetzgebung - die Hauptpunkte ihres Wahlkampfprogramms. Bachelet war von 2006 bis 2010 schon einmal Staatspräsidentin und hatte damals einige Sozialreformen verwirklicht, die allerdings längst nicht das Ausmaß der jetzt versprochenen Veränderungen hatten. Die Sozialistin, die während der Diktatur gefoltert und ins Exil gezwungen wurde - sie ging in die DDR -, schied 2010 mit einer Rekord-Popularität von 80 Prozent aus dem Amt. Jetzt steht sie an der Spitze des Mitte-Links-Bündnisses Nueva Mayoría, an dem neben Sozialisten und Christdemokraten unter anderen neuerdings auch die Kommunisten beteiligt sind.
Evelyn Matthei trat für die Allianz zweier Rechtsparteien, von denen die eine relativ ungeniert die Pinochet-Diktatur hochhält, während die andere, die Renovación Nacional, gemäßigter ist. Ihr gehört der jetzige Präsident Sebastián Piñera an, ein Milliardär, der versucht hat, das rechte Lager zu einer modernen konservativen Volkspartei hin zu orientieren.