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Bachelets großes Comeback in Chile

Von Jürgen Vogt

Politik

Duell zwischen zwei Frauen, die schon die Geschichte zu Rivalinnen macht.


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Santiago de Chile. Zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Chile hat die Ex-Staatschefin und sozialistische Oppositionsherausforderin Michelle Bachelet laut Umfragen einen klaren Vorsprung gegenüber der konservativen Regierungskandidatin. Die 62-Jährige könnte derzeit mit 46,2 Prozent der Stimmen rechnen. Ihre große Rivalin, die Regierungskandidatin und Ex-Arbeitsministerin Evelyn Matthei (59) käme den Angaben zufolge nur auf 21,7 Prozent der Stimmen.

Die Gemeinsamkeiten einerseits und unterschiedliche Wege von Matthei und Bachelet andererseits sind erstaunlich. Beide sind Töchter von Generälen der Luftwaffen und besuchten die gleiche Schule, als die Familien in der Luftwaffenbasis Cerro Moreno lebten. Doch spätestens mit dem Putsch am 11. September 1973 trennten sich die Wege.

Im Dezember 1973 wurde der heute 88-jährige Fernando Matthei vom Putschgeneral Augusto Pinochet zum Leiter der Kriegsakademie der Luftwaffe gemacht, in der auch ein geheimes Gefangenenlager eingerichtet worden war. 1976 wurde er zum Gesundheitsminister ernannt. 1978 berief der Diktator Matthei zum Chef der Luftwaffe und zum Mitglied der Militärjunta.

Alberto Bachelet war unter der Regierung des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende für die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung zuständig. Am 14. September 1973, drei Tage nach dem Militärputsch, wurde er verhaftet und dem Kriegsrat unterstellt. Bachelet wurde in eben jenem Gefangenenlager in der Luftwaffenakademie eingesperrt, dessen Leitung wenige Monate später Fernando Matthei übernahm. Bachelet wurde wegen Landesverrats angeklagt und während der Haft mehrfach gefoltert. Er starb im März 1974 mit 51 Jahren in einem Gefängnis in der Hauptstadt Santiago. Ehefrau Angela und Tochter Michelle wurde 1974 verhaftet und gingen 1975 in Exil.

Nun deutet alles darauf hin, dass Michelle Bachelet das kurze konservative Zwischenspiel beendet. Der amtierende Präsident Sebastian Pinera hatte sie erst 2010 abgelöst und so die Ära der seit dem Sturz Pinochets 1989 regierenden Sozialisten unterbrochen. Die Opposition hofft, dass Bachelet im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht und am 15. Dezember nicht in eine Stichwahl muss.