Voraussetzung für freien Studienzugang sind ausreichende Budgetmittel.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Wiener Zeitung": Was macht die Universität für Bodenkultur besonders attraktiv?*
Ingela Bruner: Mein Eindruck ist: Die Boku beschäftigt sich mit Themen, die heute und in Zukunft für uns alle, auch für Politik und Entscheidungsträger in der Wirtschaft, höchst relevant sind und wo die Öffentlichkeit Antworten erwartet: Umwelt, Klima, Boden, Wald, Landwirtschaft, Wasser - alle Fragen des Umfeldes von uns Menschen. Wir sind auch im hochtechnischen Sektor stark mit den Lebensmittel-, den Nano- und den Biotechnologien. Die Boku setzt sich gesamtheitlich mit diesen Fragen auseinander und baut auf drei Säulen auf: den Naturwissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Was mir an Personen an der Boku auffällt, ist eine hohe Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, ohne dabei nach Macht zu streben, sondern einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Das macht für mich die Menschen an der Boku extrem sympathisch. Und noch eines kommt dazu: ein sehr hoher Grad an Eigeninitiative. Es sprießen Ideen hervor, ob von Studierenden oder von Lehrenden, und das Besondere daran ist, dass man diese an der Boku vorbringen und verwirklichen kann. Natürlich brauchen wir Führung und Strukturen, aber sie sollten immer möglichst viel Eigeninitiative ermöglichen.
Was tun Sie, um die Boku zu verbessern? Wo wollen Sie Akzente in Forschung und Lehre setzen?
Mir ist zunächst wichtig zu betonen, wie gut die Boku in der Forschung liegt. Da gibt es sehr positive Kennzahlen über die Einwerbung von EU-Mitteln, FWF-Mitteln und dergleichen. Es ist Aufgabe des Rektorats, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit exzellente Forschungsarbeit erbracht werden kann. Das sind Räume, Geräte, Orte der Begegnung, eine exzellente Öffentlichkeitsarbeit und so weiter. Es ist für alle Unis eine große Herausforderung, auf schnell wachsenden Gebieten wie den Lebensmittel-, Nano- und Biotechnologien die neuesten Geräte anzuschaffen. Ich bin sicher, dass wir hier im Herbst ein neues Konzept zur Finanzierung vorstellen werden.
Wichtig ist mir ein Bekenntnis zur Gleichwertigkeit von Forschung und Lehre. Wir schulden es unseren Studierenden, aber auch den Lehrenden, die sich enorm im Bereich der Lehre einbringen. Wir haben stärker als bisher an der Boku das Zentrum für Lehre positioniert, dort bündeln wir alles, was mit dem Vermitteln von Wissen zu tun hat - von der Kinderuni, die wir jetzt neu gründen, bis hin zur Weiterbildung. Ein Beispiel für neue Ansätze in der Lehre: Wir laden unseren Nachwuchs, der, aus Drittmitteln finanziert, in der Forschung tätig ist, ein, sich auch in der Lehre zu engagieren, und das Rektorat hat dafür einen eigenen Fonds im Rahmen des Zentrums für Lehre geschaffen.
Ein eigener Bereich - "Boku for you", ebenfalls im Zentrum für Lehre - wird von einer Studentin geleitet: in Kooperation mit der ÖH informiert sie die künftigen Studierenden, welche Studien es an der Boku gibt und wo sie ein Studium an der Boku hinführt. Ich meine, dass wir als Universität eine starke Verantwortung tragen, junge Menschen, die ein längeres Studium aufnehmen wollen, gut zu informieren, damit sie eigenständig eine gute Entscheidung treffen können.
Sie sind die erste Frau im Gremium der Uni-Rektoren, das nun Universitätenkonferenz (Uniko) statt Rektorenkonferenz heißt. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Da gab es keine Probleme, erstens habe ich viele der Rektoren schon von früher gekannt, zweitens sind zugleich mit mir etliche neue Rektoren in dieses Gremium gekommen, die dort auch erst Erfahrungen sammeln mussten. Ich gehöre jetzt auch dem Präsidium der Uniko an und erlebe dort eine sehr spannende, intensive und gute Zusammenarbeit.
Wie stehen sie zum Begriff "Studienplatzbewirtschaftung", sprich zu einer Begrenzung der Studierenden, zumindest für Studien über den Bachelor hinaus?
Allgemein möchte ich dazu nur so viel sagen: Es hängt davon ab, ob die Budgetmittel so ausreichend sind, dass man im Sinne einer soliden Ausbildung verantworten kann, alle, die das Fach studieren wollen, aufzunehmen. Für unser Haus gilt: Die Boku ist eine offene Universität. Wer bei uns den Bachelor macht, kann und soll in der gleichen Studienrichtung mit einem Masterstudium fortsetzen. Beim Wechsel von einer Fachrichtung in eine andere oder von einer anderen Universität wollen wir streng sein, um die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Weiterstudium zu sichern.
Was halten Sie von der Bologna-Studienarchitektur?
An der Boku sind alle Studien schon auf diese Architektur umgestellt; ich finde es jedenfalls gut, dass die UG-Novelle auch ein vierjähriges Bachelor-Studium ermöglichen soll. An der Universität von Toronto ist der Bachelor in Engineering auf vier Jahre ausgelegt, das hat viel für sich.