Verschulung und Curricula ohne "Mobilitätsfenster". | Salzburg: Klares Minus bei den Austauschprogrammen. | Wien. Die Einführung der Bologna-Studienarchitektur, aber auch die - erwünschte - stärkere Profilbildung der heimischen Universitäten haben die Mobilität der Studierenden Richtung Ausland aber auch innerhalb Österreichs gebremst. Der Trend, einige Zeit im Ausland zu studieren, nimmt ab oder ist sogar rückläufig. Das bestätigen Experten an österreichischen Universitäten im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Mehr Leistungsdruck, das Ziel, rasch einen akademischen Grad - nämlich nach sechs Semestern den Bachelor - zu erwerben, und eine "Verschulung" des Studiums hemmen die Mobilität. Die neuen Curricula seien sehr eng und böten kaum ein "Mobilitätsfenster", stellt Lottelis Moser, Leiterin der Abteilung "Forschungsservice und Internationale Beziehungen" an der Uni Wien, fest. "Es sind pro Jahr fast 1000 Studenten, die von uns ins Ausland gehen, aber die Kurve verflacht, die Zeit der Steigerungen ist vorbei."
Massive Einbrüche, wie sie jüngst von "ORF-online" für die Uni Salzburg gemeldet wurden, gebe es aber in Wien, so Moser, nicht. Rückläufig seien aber zum Beispiel die Auslandssemester von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften, obwohl gerade auf diesem Gebiet Internationalität gefragt ist.
Mobilität verlagert sich zu den Graduierten
Der Ausbau der Autonomie und die Eigenprofilbildung der österreichischen Universitäten, gewollte Reformschritte, hätten den Nebeneffekt, sagen Experten, dass auch innerhalb Österreichs der Wechsel des Studienortes schwieriger und seltener geworden ist.
Die Mobilität ins Ausland habe sich vor allem in den Bereich der bereits Graduierten - mit Doktorat oder Magisterium - verlagert, sagt Regierungsrat Reinhard Aichner, Leiter der Abteilung für Akademische Mobilität an der Uni Innsbruck. Hier gebe es, zumindest an seiner Uni, massiven Zuwachs. Wer schnell Bachelor werden wolle, gehe zwar seltener ins Ausland, wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebe, aber sehr wohl.
Natürlich, so Aichner, brauche jeder, der über ein Mobilitätsprogramm ins Ausland gehe, die Garantie auf einen Studienplatz und die gegenseitige Anerkennung von Prüfungen. Aichner begrüßt, dass Wissenschaftsminister Johannes Hahn anstrebt, die Mobilität deutlich anzuheben.
Ein deutliches Minus bei Auslandsstudien und diversen Austauschprogrammen wie Erasmus verzeichnet die Uni Salzburg. Dort ist laut Urs Baumann, Vorsitzender der Kommission Qualitätsmanagement Lehre, in einigen Fächern - etwa der Politikwissenschaft - die Zahl der Anträge auf Auslandssemester sogar auf ein Fünftel früherer Jahre zusammengeschrumpft. Die Universität Salzburg will der unerfreulichen Entwicklung mit mehr Aufklärung über die großzügige Anrechnung von Studienzeiten entgegensteuern.