Rund um den Globus sitzen die Banken auf riesigen Bergen fauler Kredit-Papiere, die in den Bilanzen wohl noch für längere Zeit tiefrote Spuren hinterlassen. Von gigantischen Summen, die noch abgeschrieben werden müssen, ist dabei die Rede. In Deutschland etwa sollen die Kreditinstitute Finanzschrott von rund 300 Milliarden Euro noch in den Büchern haben. In den USA, dem Ursprungsland der Finanzkrise, soll es sogar ein nicht näher beziffertes Vielfaches davon sein. | Da aus diesem Titel weitere Mega-Verluste drohen, läuft derzeit in vielen Ländern eine Debatte, wie die Bilanzen der Banken entgiftet werden könnten. Im Gespräch ist dabei das Modell einer staatlich finanzierten "Bad Bank", einer schlechten Bank, die quasi als Entsorgungsstelle für finanzielles Gerümpel fungiert und die Banken künftig vor erneuten Milliarden-Abschreibungen bewahrt. Mit anderen Worten: Der Staat kauft die toxischen Papiere - und kann sie später, wenn sich die Märkte beruhigt haben, wieder abstoßen (im besten Fall mit Gewinn).
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Die Idee einer staatlichen "Bad Bank" ist nicht neu. In Schweden hat sie zu Beginn der Neunziger Jahre bei der Bewältigung einer Bankenkrise Früchte getragen. Für den Staat war das damals sogar ein Geschäft.
In den USA, wo die Pläne der Politik schon weit gediehen sind, wird eine "Bad Bank" wohl bereits in den kommenden Wochen Realität werden. In Deutschland hingegen zeichnet sich aus Rücksicht auf den Steuerzahler immer mehr das Modell einer "Bad Bank light" ab: Kriselnde Finanzhäuser gründen ihre eigenen "Bad Banks", in die besonders risikobehaftete Kreditpapiere ausgelagert werden. Ihre Bilanzen werden gesäubert, indem diese Risiko-Positionen durch werthaltige langfristige Ausgleichsforderungen gegen den Staat ersetzt werden. Der Vorteil für den Staat: Er übernimmt die Papiere, ohne den Banken Liquidität zur Verfügung stellen zu müssen.
Die Europäische Zentralbank feilt derzeit in enger Abstimmung mit Brüssel an Leitlinien für "Bad Banks" in den Ländern der Union. Befürworter einer solchen Lösung meinen, dass man damit den Tsunami aus immer neuen Abschreibungen und folglich auch das gegenseitige Misstrauen der Banken zum Stillstand bringen würde. Gegner der "Bad Bank"-Idee betonen hingegen, dass sich der Staat auf ein finanzielles Abenteuer einlassen würde, das zu einem Schrecken ohne Ende führen könnte.
Zu ihnen zählt auch Ex-Notenbank-Chef Klaus Liebscher, der jetzt als Vorstand der Banken-ÖIAG das österreichische Finanzhilfspaket managt. Er warnt vor hohen Risiken, die das Budget belasten und das Kreditrating Österreichs verschlechtern könnten. Für Finanzminister Josef Pröll ist das Bankenpaket ausreichend. Eine "Bad Bank" dürfte auch deswegen kein echtes Thema sein, weil heimische Banken in relativ geringem Ausmaß Problempapiere halten.