Noch-Bahn-Chef Peter Klugar (60) hat auf eine Bewerbung für eine zweite Amtsperiode ab 2011 verzichtet, weil er keine Chancen hatte, verlängert zu werden. ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker soll bereits seit einiger Zeit mit der Performance von Klugar unzufrieden sein - obwohl sich der oberste Bahnaufseher zumindest offiziell stets schützend vor den Techniker stellte.
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Nicht so sehr die sogenannte Krankendatenaffäre, sondern die Unpünktlichkeit der Züge, die 2009 stark angestiegen war, dürfte Klugar wiederum bei Infrastrukturministerin Doris Bures geschadet haben. Angeblich fiel der Noch-Bahn-Chef in Ungnade, weil er auf die Frage, warum die Züge Verspätung hätten, geantwortet habe, die vielen Baustellen seien die Ursache dafür. Das wollte niemand hören, da die Regierung den Plan verfolgt, die Konjunktur (auch) über die ÖBB anzukurbeln.
Möglicherweise wurde Klugar auch zum Verhängnis, dass er von Beginn an als Übergangslösung gesehen wurde. Diese Lesart der Geschichte geht so: Nach dem Abgang von Martin Huber wollten die Aufsichtsräte wieder Ruhe in das Staatsunternehmen bringen, zudem war die Politik an einer Umfärbe-Aktion vom ÖVP-nahen Huber zum SPÖ-nahen Klugar sehr gelegen. Die Beruhigung habe Klugar zu Beginn sehr gut bewerkstelligt, ist zu hören. Wobei Kritiker anmerken, dass der Eisenbahnfachmann insgesamt zu "defensiv" agiert habe. Diese Charakterzüge ("keine typische Nummer eins") seien mit Fortdauer seiner Amtszeit immer klarer zutage getreten.
Die echten Probleme der ÖBB konnte er nicht lösen, nun müssen andere übernehmen: Steigende Schulden für den Bahnausbau, eine überalterte ÖBB-Mannschaft inklusive Frühpensionierungsproblem und fast ununterbrochen Zurufe aus der Politik, was die Prioritäten des ÖBB-Managements sein müssten, all das sind nur einige Beispiele für die Mühlsteine im Gepäck der Eisenbahn.
Wird Christian Kern (44) am Dienstag - wie kolportiert - zum Vorstandsmitglied der ÖBB-Holding und in der Folge zum Chef bestellt, ist das Signal klar: Der Aufsichtsrat und letztlich die Politik hat das Ziel, dass Kern längerfristig Bahn-Chef bleiben soll. Ansonsten würde sich der Mittvierziger - sein Vertrag beim Verbund läuft noch - wohl den Wechsel zur Bahn mit allen damit verbundenen Unwägbarkeiten nicht antun wollen.
Klugar war eine Besetzung aus den Reihen der Eisenbahn selbst. Seine Stärke war sicher sein Wissen über die internen Abläufe der ÖBB (er war seit Ende der 70er Jahre bei der Bahn). Über eines kann er sich freuen: Eine Pensionierung mit 60 oder knapp darüber ist bei den Bundesbahnen nur wenigen vergönnt. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter von ÖBB-Mitarbeitern liegt derzeit bei 52,3 Jahren.