Es geht nicht darum, den Lkw an sich zu verteufeln, sondern um eine sinnvolle Kooperation der Verkehrsträger.
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Der Ansatz der österreichischen Bundesregierung, insbesondere von Ministerin Leonore Gewessler, aber auch des "Green Deals" der EU-Kommission, die Wiederbelebung der Wirtschaft nach Corona in Richtung Klimafreundlichkeit voranzutreiben, bietet eine Steilvorlage für den Schienengüterverkehr. Die jüngsten Analysen von Bahnindustrie-Präsident Kari Kapsch in der "Wiener Zeitung" vom 1. Oktober dazu sind alle goldrichtig, jedoch wurden einige Aspekte, nicht berücksichtigt.
Der Schienengüterverkehr konzentriert sich wirtschaftlich gesehen auf die Bündelung von Transporten über längere Strecken. Der Lkw hingegen ist bei kleineren Mengen, die verteilt abzuholen sind oder zugestellt werden, optimal. So können die Verteilung für den Handel und der Baustellenverkehr kaum auf die Schiene verlagert werden. Daher gilt es, den Lkw nicht zu verdammen, sondern ihm seine Aufgaben zuzuweisen.
Für den Lkw-Fernverkehr sind die von Kari Kapsch angeführten wettbewerbsverzerrenden Tatsachen alle gültig. Es kommen jedoch auch weitere Aspekte dazu; etwa, dass oft infolge der von ihm aufgezählten Punkte zahlreiche Strecken stillgelegt wurden; weiters, dass nicht nur in Österreich, sondern vor allem im Ausland Anschlussbahnen nicht mehr bedient werden und damit "das andere Ende" eines Schienentransports fehlt.
Die Raumordnung hat in den vergangenen Jahren nur völlig unzureichend die Transportlogistik berücksichtigt. Zahlreiche Verteilzentren großer Ketten wurden weit abseits der Bahninfrastruktur, aber in der Nähe von Autobahnen und Schnellstraßen errichtet; hingegen sind bahnnahe Industriebrachen vielerorts zu beobachten.
Eine fahrplangebundene, jedoch sichere Beförderung auf der Schiene steht der propagierten Sofortzustellung entgegen. In Österreich hat sich die Post schon vor einigen Jahren von der Bahn verabschiedet, während es in der Schweiz nach wie vor eine nächtliche Beförderung von Postsendungen in einem Grundnetz gibt.
Es geht also nicht darum, den Lkw an sich zu verteufeln, sondern eine sinnvolle Kooperation der Verkehrsträger im Güterverkehr zu befördern; mit Maßnahmen, die der möglichst umweltverträglichen Abwicklung zugutekommen. Die von Kari Kapsch vorgestellten Punkte sind dazu ein wesentlicher Schritt.