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Winzige Mikroben beeinflussen die Partnerwahl von Taufliegen. | Wien. Taufliegen und Menschen haben zumindest eines gemeinsam: Beide Arten müssen Partner suchen, um sich fortpflanzen zu können. Die Insekten erhalten dabei von unerwarteter Seite Hilfe: Einer neuen Studie zufolge beeinflussen Bakterien ihre Partnerwahl. Die Mikroben im Verdauungstrakt der Fliegen könnten sogar zur Bildung neuer Arten beitragen.
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Bereits in den 1980er Jahren hatten Taufliegen-Forscher die Insekten in zwei Gruppen unterteilt und diese über mehrere Generationen mit zwei unterschiedlichen Futterquellen versorgt. Als sie die Gruppen wieder zusammenführten, paarten sich die Fliegen vorzugsweise mit Artgenossen, die das gleiche Futter wie sie selbst gefressen hatten. Eine wissenschaftliche Erklärung gab es dafür nicht.
Bis die Mikrobiologen Eugene Rosenberg und Ilana Zilber-Rosenberg von der Universität Tel Aviv weiter forschten. Das Forscherpaar hatte postuliert, dass die natürliche Selektion nicht bloß für Individuen, sondern auch für Bakterien gelte: "Wer die Ernährung verändert, verändert die Bakterien mit", so Rosenberg: "Bakterien bilden sich auch aufgrund des Geruches und Geruch spielt beim Sex eine große Rolle."
"Untermieter" veränderndie Sexualhormone
Also unterteilten die Wissenschafter Taufliegen erneut in zwei Gruppen und ernährten die eine von Sirup, die andere von Stärke. Nachdem die beiden Gruppen ein oder mehrere Generationen getrennt voneinander gelebt hatten, setzten die Forscher sie zusammen in ein Gefäß und beobachteten ihr Paarungsverhalten. In 29 von 38 Fällen suchte sich das Weibchen ein Männchen aus, das an derselben Futterquellen großgezogen worden war - obwohl auch ein williges Männchen von der anderen Gruppe zur Verfügung stand.
Um zu beweisen, dass dieses Resultat auf die Bakterien im Verdauungstrakt der Tiere zurückzuführen ist, wiederholten die Biologen die Experimente mit einer Abwandlung: Sie mischten Antibiotika unter das Fliegenfutter. Nachdem die Bakterien abgetötet waren, zeigten die Taufliegen keine Vorlieben mehr für bestimmte Partner, berichten die Forscher in "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Zudem hatten die Gruppen unterschiedliche Mengen an Pheromonen im Blut. Mit Pheromonen senden Insekten Duftstoffe zum Anlocken von Partnern aus.
Auf diese Weise tragen die symbiotischen Bakterien möglicherweise sogar zur Bildung neuer Arten bei den Fliegen bei - und treiben so schlussendlich deren Evolution voran, spekulieren die Wissenschafter.