Alljährliches Feilschen um Prozente: Am 23. September starten die Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Am 23. September um 11 Uhr wird mit der Übergabe der gewerkschaftlichen Forderungen in der Wirtschaftskammer in alter Tradition die diesjährige Herbstlohnrunde der Metaller eingeläutet. Der Ausgang der Kollektivvertragsverhandlungen ist richtungsweisend für andere Branchen. Einen für beide Seiten akzeptablen Lohnabschluss zu finden, wird auch heuer schwierig werden.
Wie lauten die Forderungen der Gewerkschaften?
Die Chefverhandler Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp) fordern "ordentliche Erhöhungen" der Löhne und Gehälter und zügige Verhandlungen. Gleich im Anschluss an die Forderungsübergabe startet die erste Verhandlungsrunde mit dem größten Arbeitgeberverband Metalltechnische Industrie (FMTI) (über 1200 Unternehmen, rund 130.000 Mitarbeiter). Es folgen die Gießereiindustrie, die Fahrzeugindustrie sowie die Fachverbände Bergbau-Stahl, NE-Metallindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen. Insgesamt geht es um rund 195.000 Beschäftigte.
Und die Arbeitgeber?
Christian Knill, Fachverbandsobmann der Metalltechnischen Industrie, hat bereits im Juni betont, dass ein so hoher Abschluss wie im Vorjahr heuer nicht möglich sei. Er verwies unter anderem auf die gesunkene Inflation. Im Juli sank die Teuerungsrate von 1,6 Prozent auf 1,4 Prozent. Laut Peter Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, wird die Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2019 weiter sehr moderat ausfallen und im Jahresdurchschnitt voraussichtlich höchstens bei 1,7 Prozent liegen.
Was brachte die Herbstlohnrunde 2018 den Beschäftigten?
Die Metaller erkämpften sich in zähen Verhandlungen, die von Warnstreiks - unter anderem bei Andritz und der Voestalpine - begleitet waren, eine KV-Erhöhung von durchschnittlich knapp 3,5 Prozent und damit deutlich mehr als die Inflationsrate, die im Vorjahr 2 Prozent betrug. Zudem wurden hohe Zuschläge für die 11. und 12. Stunde Arbeit ausverhandelt. Gewohnt deutlich unter den Metallern lagen die Handelsangestellten mit 2,5 Prozent. Die Eisenbahner erhielten im Dezember rückwirkend mit 1. Juli 2018 um 3,4 Prozent höhere Löhne und Gehälter. Für die Lkw-Fahrer gab es einen Zuwachs von 3,3 Prozent, bei den Brauern waren es 3,2 Prozent. Die Beamten durften sich über einen Gehaltszuwachs von im Schnitt 2,8 Prozent freuen.
Wie sind die Aussichten für die österreichische Wirtschaft?
Sie bleiben stabil, sagen die Wirtschaftsforscher. Das Wachstum hat sich jedoch im Zuge der sich weltweit abschwächenden Konjunktur zuletzt verlangsamt. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut betrug der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorquartal (0,4 Prozent) nur mehr 0,3 Prozent. Während sich das Exportwachstum verlangsamte, nahm der private Konsum weiterhin zu und stützte die Konjunktur.
Wie geht es Österreichs stärkster Branche?
Die Metalltechnische Industrie konnte 2018 ihren Produktionswert um 6 Prozent auf 39,2 Milliarden Euro steigern. Die Exportquote betrug knapp 78 Prozent. Der Schwerpunkt liegt in den EU-Ländern, der wichtigste Exportmarkt ist nach wie vor Deutschland mit rund 10,2 Milliarden Euro an Ausfuhren im vergangenen Jahr. Am kommenden Montag werden aktuelle Branchendaten und -fakten zum Start der Herbstlohnrunde präsentiert. Die Verhandler auf Arbeitnehmerseite verweisen auf die gute Entwicklung in der Branche in den vergangenen acht Jahren. Die Unternehmen hätten wegen der Arbeit der Beschäftigten "kräftig verdient". Daher sei "heuer Erntezeit".