Zum Hauptinhalt springen

"Bald kann der Porsche-Enkel mit dem VW-Konzern machen, was er will"

Von Helmut Dité

Analysen

"Er denkt langfristig, ist der kaltblütigste Manager des Landes", so Andreas Nölting, Chefredakteur des deutschen "Manager Magazin" über Ferdinand Piëch.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mit dem - von allen Seiten erwarteten - Fall des VW-Gesetzes hat der 70jährige VW-Aufsichtsratspräsident den nächsten Baustein in seinem Masterplan am richtigen Platz, ist auf dem Weg zum größten Automobilkonzern der Welt, der vom schlichten VW-Kleinwagen über den 1001-PS-Bugatti bis zum schwersten Lastwagen alles baut, was Räder hat, einen Schritt weiter.

Knappe 31 Prozent der VW-Aktien hat Porsche bereits gekauft, eine 10-Milliarden-Euro-Kreditlinie für die weitere Aufstockung des Anteils auf mehr als 50 Prozent hat sich der Stuttgarter Sportwagenbauer im Familienbesitz der Porsches und Piëchs bereits gesichert.

Wenn der Hauptaktionär nicht mehr nur, wie bisher, maximal 20 Prozent der Stimmrechte hat, sondern sein ganzes Gewicht in der Hauptversammlung einsetzen kann, dann kommt Europas größter Autobauer wohl bald unter das Dach einer kleinen Familienholding - und die Betriebsräte müssen große Teile ihrer bisherigen Mitbestimmung vergessen.

Faktisch hatte das VW-Gesetz lange Zeit dazu geführt, dass das Land Niedersachsen mit seinen rund 20 Prozent der Stammaktien gemeinsam mit den Vertretern der Arbeitnehmer eine Mehrheit im Aufsichtsrat des Autokonzerns bildete.

Nachdem der Europäische Gerichtshof in Luxemburg nun festgestellt hat, dass das VW-Gesetz gegen EU-Recht verstößt, muss es abgeschafft oder modifiziert werden. Und dann sind größere Änderungen als bisher leichter denkbar - etwa Werksschließungen.

Betrachtet man die nackten Zahlen, hat sich der Einstieg beim 15mal größeren VW-Konzern für Porsche schon bisher auf jeden Fall gelohnt. Aus dem Vorsteuergewinn in Höhe von 2,11 Milliarden Euro des Geschäftsjahres 2005/06 stammt bei Porsche bereits ein großer Anteil von Dividendenzahlungen aus Wolfsburg.

Für das am 31. Juli zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2006/07 hat Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erneut einen deutlichen Gewinnzuwachs angekündigt, Experten rechnen mit gut 3,5 Milliarden Euro. Zudem hat sich der Kurs der VW-Aktie seit dem Einstieg Porsches im September 2005 vervierfacht.

Heute, Mittwoch, treffen einander der VW-Betriebsrat und Porsche schon wieder vor Gericht: Die Wolfsburger Arbeitnehmervertreter fechten ihr letztes Gefecht: Sie haben gegen die Mitbestimmungsvereinbarung für die neue Porsche Holding, einer Societas Europaea (SE), geklagt, weil nur die Porsche-Belegschaft, nicht auch die 30 mal zahlreicheren VW-Leute, dazu gefragt wurden. Wie schreibt Nölting: "Bald kann der Porsche-Enkel mit Deutschlands größtem Autobauer machen, was er will". Seite 25