Palma · Erstmals seit der Schaffung der autonomen Balearenregierung im Jahr 1983 wird die bisher regierende Volkspartei von Regierungschef Jose Maria Aznar nicht mehr den Autonomie- | Präsidenten stellen. Der Sozialist Francesc Antich soll zum Nachfolger des bisherigen konservativen Jaume Matas gewählt werden.
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Als ersten Schritt wählte die neue Koalition Montag den Sozialisten Antonio Dieguez zum Präsidenten des Balearenparlaments.
Die Volkspartei hatte am 13. Juni nur 28 der 59 Sitze im Balearenparlament erobert. Ebenfalls 28 Sitze entfielen auf eine bunte Linkskoalition aus Sozialisten (PSOE), Vereinigte Linke/Grüne,
Progressiver Pakt von Ibiza und Formentera und die nationalistische Sozialistische Partei Mallorcas. Drei Mandate erreichte die ebenfalls nationalistische Mallorqinische Union (UM).
Die Volkspartei, die um jeden Preis ihre seit 1983 gehaltene Machtposition behaupten wollte, pokerte hoch. Sie bot der UM für die Unterstützung ihres Kandidaten an, in den nächsten vier Jahren
100.000 Millionen Peseten zusätzlich für die balearischen Inseln (Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera) zur Verfügung zu stellen, weiters das Bestellungsrecht für den Richter des Obersten
Gerichtshofs der Balearen und die Anerkennung der historischen Nationalität der Balearen.
Trotzdem entschied sich die UM zum Zusammengehen mit den bisherigen Oppositionsparteien.
"Die Volkspartei auf den Balearen zahlt jetzt den Preis für ihre Präpotenz und Arroganz der letzten 16 Jahre. Niemand will mit ihr zusammenarbeiten", meinte der SP-Kandidat für die Präsidentschaft
der autonomen Balearenregierung, Francesc Antich.
Die Regionalregierungen auf den kleineren Baleareninseln Menorca und Ibiza/Formentera werden ebenfalls von linken Koalitionen gestellt. In Menorca wurde die Sozialistin Joana Barcelo Präsidentin des
Inselrates, in Ibiza die unabhängige Senatorin Pilar Costa, die an der Spitze eines Linksbündnisses kandidiert hatte.
In Ibiza/Stadt löste der Sozialist Francesc Tarres den bisherigen konservativen Bürgermeister Enrico Fajarnes ab.
Die gemeinsam mit den Europawahlen am 13. Juni abgehaltenen spanischen Regional- und Kommunalwahlen haben aber nicht nur auf den Balearen zu politischen Erdrutschen geführt. Bei den
Koalitionsverhandlungen verlor die Volkspartei auch wichtige Bürgermeisterposten auf dem Festland. In Sevilla wurde der Sozialist Alfredo Sanchez Monteseirin Bürgermeister, in Cordoba Rosa Agiuliar
(Vereinige Linke) und in der VP-Hochburg Burgos der Sozialist Angel Olivares.