21 Sportprojekte erhielten im Haus des Sports den Integrationspreis Sport.
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Wien. Sport ist die ideale Grundlage, um Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, unterstreicht Christian Doneis, ehemaliger Fünfkämpfer mit nigerianischen Wurzeln. Das sieht auch Alexey Sanko so, der mit 26 Jahren von Russland zu einem österreichischen Volleyballverein gewechselt ist. Doch nach seinem ersten TV-Interview lachten seine Kollegen noch über sein schlechtes Deutsch, erzählt er. Das Erlernen der Sprache sei eben auch wichtig. Man müsse probieren und sich zu sprechen trauen. "Viele sagen mir: Aber Deutsch ist schon eine schwere Sprache. Ich antworte: Es ist schwer, wenn man nichts macht." Doneis und Sanko klappern mittlerweile beide als Integrationsbotschafter Österreichs Schulen ab. Und sie waren am Montag auch Gäste bei der Verleihung des Integrationspreises Sport.
Bereits zum fünften Mal wurden im Haus des Sports Projekte ausgezeichnet, die sich der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund widmen. Der mit 3000 Euro dotierte erste Hauptpreis ging an das Projekt "Sport Fair bindet" der Askö (Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich). Dabei sollen Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund durch gemeinsames Fuß- oder Basketball sowie Tanzformen und auch Karate zusammengebracht werden. Sie werden dabei von Vereinstrainern unterstützt.
Rassistische Sprüchebei Auswärtsspielen
Ein weiterer Hauptreis ging an den Fußballverein Eggenberger Sportklub Graz (ESK). Mehr als die Hälfte seiner rund 230 Spieler haben Migrationshintergrund. Wegen ihrer Herkunft erleben die Spieler oft Beschimpfungen, besonders bei Auswärtsspielen. Das fängt teilweise schon bei den Zehnjährigen an, erzählt Günther Schiffer, ESK-Jugendtrainer. Auch rassistische Sprüche wie "Geh deine Banane holen" zu Spielern mit dunkler Hautfarbe oder "Scheiß Jugo" seien an der Tagesordnung. Unter dem Motto "ESK geht neue Wege" wurde der Verein unter Einbindung aller Altersgruppen aktiv. Theaterpädagogen begleiten etwa eine ESK-Jugendmannschaft, um gegenseitigen Respekt zu unterstützen. "Wir wollen unsere Spieler dazu bringen, dass sie in diesen Situationen über den Dingen stehen und richtig reagieren", erzählt Obfrau-Stellvertreterin Helga Rachl.
Die zweiten Preise gingen an acht weitere Projekte aus ganz Österreich, die sich über je 1000 Euro freuen konnten. Dazu zählem etwa der von Afghanen gegründete "Afghan Steiermark Cricket Club" sowie der Radfahrkurs für Frauen "Mobilität der Migrantinnen steigern", der Frauen über die Begeisterung für Sport mehr außer Haus bringen soll, oder die "Friedensflotte Mirno More" (alter dalmatischer Seefahrergruß, zu Deutsch: "Friedliches Meer").
Die Friedensflotte segelte diesen September mit insgesamt 106 Schiffen und 960 Teilnehmern zum 18. Mal unter den internationalen Friedensflaggen in der Adria. Am Board waren heuer Jugendliche, deren Wurzeln in 23 verschiedenen Ländern liegen. Für Vorurteile ist auf einem Schiff kein Platz, betont Mirno More-Obmann Michael Fuchs. "Man muss aufeinander Rücksicht nehmen, um auch auf engem Raum gut zusammenzuleben."
Das Projekt entstand während des jugoslawischen Bürgerkriegs. Teilnehmer waren damals jugendliche Kriegsflüchtlinge aus allen Teilrepubliken Jugoslawiens, die sich bereits in Österreich fanden.
Elf Projekte erhielten schließlich einen Anerkennungspreis zu je 200 Euro. Auf die einigende Kraft des Sports machten auch der anwesende Sportminister Norbert Darabos und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz aufmerksam. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 15.200 Euro wurden von Coca-Cola und dem Österreichischen Integrationsfonds gesponsert.