Steuerexperten halten die 500 Millionen Euro im Bundesvoranschlag, die durch das Abkommen mit Liechtenstein nach Österreich fließen sollen, für optimistisch.
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Wien. Es tröpfelt nur noch, was aus der Schweiz seit dem Vorjahr nach Österreich fließt. Das Steuerabkommen mit den Eidgenossen hat dem heimischen Fiskus bisher 735 Millionen Euro eingebracht, mit einer Milliarde Euro hat das Finanzressort gerechnet- damals noch besetzt von Maria Fekter. Im Mai kamen aus der Schweiz lediglich 600.000 Euro, im April waren es überhaupt nur 200.000 Euro.
Ende Mai ist nun die Frist für das Abkommen mit Liechtenstein abgelaufen, bis dahin konnten sich Österreicher, die Geld im Fürstentum gebunkert haben, für eine von zwei Varianten entscheiden: entweder ein anonymer Steuerabzug bei einem Satz zwischen 15 bis 30 Prozent oder die freiwillige Offenlegung. Im Gegensatz zum Abkommen aus der Schweiz umfasst jenes mit Liechtenstein auch Stiftungen.
Kaum Selbstanzeigen
Die ersten Millionen aus diesem Vertrag werden erst nach dem Sommer in Österreich eintrudeln, im Bundesvoranschlag wird mit 500 Millionen Euro aus Liechtenstein gerechnet. Das sei eine vorsichtige Schätzung, wie es aus dem Finanzministerium heißt. Ein Rundruf unter Steuerberatern von der "Wiener Zeitung" gibt derzeit aber ein anderes Bild. Sie halten nämlich diese halbe Milliarde Euro für sehr optimistisch.
Andreas Kapferer von Deloitte in Tirol hat mit dem Schweizer Abkommen gänzlich andere Erfahrungen gemacht. "Das war eine intensive Zeit, es gab einen Run bei Selbstanzeigen. Aus Liechtenstein habe ich nur wenige Fälle", sagt er. Sein Kollege aus Wien, Deloitte-Senior-Manager Christian Wilplinger, ist auf Stiftungsrecht spezialisiert und hat entsprechend viel zu tun. Doch auch er sagt: "Ich glaube nicht, dass es vom Budgeteffekt her 50 Prozent von der Schweiz ist." Zumal die Milliarde aus der Schweiz noch nicht erreicht ist. Allerdings dürfte sich das noch ausgehen, auch wenn das Geld zuletzt nur noch getröpfelt ist. Doch zu den Abschlagszahlungen kamen noch 21.000 Fälle von Offenlegungen mit einem Gesamtkapital von rund sechs Milliarden Euro, und diese Meldungen werden derzeit erst abgearbeitet. Im Finanzministerium rechnet man damit, dass die Erwartungen aus der Schweiz am Ende sogar noch übertroffen werden könnten.
Und vielleicht ist das Plus insofern nötig, wenn es aus Liechtenstein weniger als budgetiert geben sollte. Denn auch Roland Zacherl von der Kanzlei HFP sagt: "Für mein Gefühl sind die 500 Millionen Euro eine zu hohe Schätzung." Das mag auch damit zu tun haben, dass es Personen gibt, die zwar eine Stiftung in Liechtenstein, aber ihr Geld in der Schweiz haben. Und die wurden bereits mit dem ersten Abkommen erfasst. Generell dürften in der Schweiz mehr Einzelpersonen und im Fürstentum eher Institutionen ihr Geld geparkt haben. "Die Anzahl ist in Liechtenstein wohl geringer, aber möglicherweise gibt es größere Depots", sagt Wilplinger. Eine kleine Hoffnung für den Finanzminister.