Wer einen Kredit braucht, sollte nicht das erstbeste Angebot annehmen, sondern verhandeln. Es zahlt sich aus, meinen Experten der Arbeiterkammer (AK). Bei einem 20.000-Euro-Kredit bewegen sich die Effektivzinsen (Nominalzinssatz inklusive Spesen) laut einem AK-Vergleich von 12 Banken in einer Bandbreite von 4% bis 7,6%. Das macht bei einer Laufzeit von fünf Jahren einen Unterschied von fast 2.000 Euro aus.
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Konkret nahm die AK folgende Institute unter die Lupe: ING DiBa Direktbank Austria, Hypo Oberösterreich, Volksbank Wien, Oberbank, Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), Bawag, Verkehrskreditbank, Raiffeisen NÖ-Wien, Hypo Tirol Bank, P.S.K., Erste Bank und NÖ Landeshypo. Die Effektivzinsen liegen zwischen 4% (ING DiBa Direktbank) und 7,6% (Erste Bank, NÖ Landeshypo). Umgelegt auf fünf Jahre errechne sich daraus ein Unterschied von 1.935 Euro zwischen dem günstigsten und teuersten Angebot.
Bei den Bearbeitungsgebühren reicht die Bandbreite laut AK-Test von 0 Euro (ING DiBa Direktbank) bis zu 2% von der Kreditsumme (Hypo Oberösterreich, Oberbank, BA-CA, Bawag, Raiffeisen NÖ-Wien, Hypo Tirol, PSK, Erste Bank, NÖ Landeshypo). Auch bei Kontoführungs- und Mahnspesen seien die Bandbreiten "enorm". Außerdem sollten Konsumenten auf mögliche Zinsfallen achten, wenn sie für eine bestimmte Zeit fixe und danach variable Zinsen vereinbaren. Es könne ein beachtlicher Zinssprung und eine Kreditverteuerung drohen, warnen die AK-Konsumentenschützer.
Vor dem Hintergrund ihres Tests fordert die AK erneut bessere Informationen für die Bankkunden: In den Angeboten sollten Effektivzinssatz und Gesamtbelastung unbedingt angegeben werden. Zudem sollte das Bankwesengesetz (BWG) dahin gehend geändert werden, dass sämtliche Kosten - vor allem die Kontoführungsgebühren - in den effektiven Jahreszinssatz eingerechnet werden.
Banken gegen FMA-Vorschlag zu Mindeststandards
Die Banken lehnen den Entwurf der Finanzmarktaufsicht (FMA) für Mindeststandards im Kreditgeschäft ab. Für den Geschäftsführer der Bundeskreditsparte in der Wirtschaftskammer, Herbert Pichler, sind die Mindeststandards ein "klassisches Beispiel für Überregulierung und überzogenen bürokratischen Zusatzaufwand", der die bevorstehenden Umsetzungsprobleme von Basel II verschärfen würde. Der Entwurf greife tief in die Aufbau- und Ablauforganisation von Banken ein, kritisierte Pichler in einer Presseaussendung. FMA-Vorstand Kurt Pribil konterte: Die FMA werde am Instrument der Mindeststandards festhalten, da dies "die geeignete flexible Maßnahme" sei, "um die sehr allgemein gehaltenen gesetzlichen Grundlagen aus Sicht der Aufsichtsbehörden transparent zu interpretieren". Die FMA sei zum konstruktiven Dialog bereit, allerdings auf sachlicher Ebene und nicht via Medien.