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Bangen um arabische Gäste

Von Petra Medek

Wirtschaft
Zell am See hat es den Gästen aus dem arabischen Raum besonders angetan. Foto: bb

Heuer reisen die meisten schon Mitte August wieder ab. | ÖW will Saison schon im Mai starten. | Wien. Groß war die Freude zuletzt über die überproportionalen Gästezuwächse aus dem arabischen Raum. Die Gruppe ist zwar klein, aber fein, denn arabische Gäste bleiben überdurchschnittlich lang in Österreich und geben überdurchschnittlich viel aus, erzählt Klaus Ehrenbrandtner vom Sitz der Österreich Werbung (ÖW) in Dubai.


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Im vergangenen Jahr gab es etwa 366.000 Nächtigungen von arabischen Gästen, das war ein Plus von knapp 12 Prozent. Die Ankünfte stiegen etwa im gleichen Ausmaß auf rund 102.000.

Doch nun arbeitet die Zeit gegen die heimische Fremdenverkehrsbranche: Gäste aus dem arabischen Raum reisen nämlich gerne nach Mitteleuropa, wenn es bei ihnen sehr heiß ist - im islamischen Fastenmonat Ramadan bleibt man traditioneller Weise jedoch zuhause.

Weil dieser aber nicht alljährlich zur gleichen Zeit begangen wird, sondern sich jedes Jahr um etwa 10 Tage nach vorne verschiebt, rutscht die reisefreie Zeit der Araber immer weiter in die sommerliche Hauptsaison hinein. So wird die potenzielle Urlaubszeit für arabische Gäste - auch für Ferien in Österreich - immer kürzer.

Im vergangenen Jahr begann der Ramadan Mitte September, da reisten die meisten Gäste um den 25. August aus Österreich ab, um rechtzeitig zuhause zu sein. Heuer würden die meisten wohl schon um den 15. August abreisen, sagt Hans Wallner, Geschäftsführer der Zell am See/Kaprun Tourismus GmbH.

Araber lieben Zell

Ihm macht die immer kürzere Reisezeit besonders Kopfzerbrechen, haben die Araber doch Zell am See neben Wien zu ihrer österreichischen Lieblingsdestination auserkoren. Viele Hoteliers in dieser Region haben sich auf diese Gästegruppe eingestellt, bieten ihnen Zugang zu arabischen Medien und wissen die aktuellen Gebetszeiten, die sich nach dem Sonnenstand richten.

Im vergangenen Sommer gab es im Raum Zell am See rund 290.000 Nächtigungen von Deutschen, doch Gäste aus dem arabischen Raum brachten es schon auf etwa ein Drittel davon.

"Gäste aus dem arabischen Raum lieben die Kombination von Berg und See", erklärt ÖW-Experte Ehrenbrandtner. Deshalb habe sich Zell als Ferienort im internationalen Wettbewerb mit Destinationen wie Genf oder Interlaken sehr gut gehalten. Den Schweizer, aber auch den französischen oder deutschen Ferienorten will er mit den österreichischen Angeboten künftig noch stärker Konkurrenz machen, um den sommerlichen Gästerückgang etwas wettzumachen.

Vor allem in Saudi-Arabien will die ÖW verstärkt die Werbetrommel rühren und anderen Ländern die Gäste abluchsen. Daneben will man auch die Nebensaison besser bewerben. "Im Mai herrscht bei uns jenes angenehme Klima, das der arabische Gast schätzt", so Ehrenbrandtner. Nach Zell am See kommen laut den Angaben Wallners bereits jetzt etwa 15 bis 20 Prozent der Gäste im Mai oder im September.

Dass die Nebensaison die Ausfälle in der Hauptsaison ausbügeln können wird, glaubt er jedoch nicht. "Die Gesamtzahl an Gästen aus dem arabischen Raum wird in den nächsten Jahren immer weniger werden", so der Salzburger Tourismusmanager. Hauptgrund: Die meisten Gäste aus den arabischen Ländern hätten schulpflichtige Kinder, und trotz der Verschiebung des Ramadan würden die Schulferien in den entsprechenden Herkunftsländern nicht verschoben, sagt Wallner.

Hitzeflüchtlinge

Gegensteuern könne man daher kaum. Etwas Hoffnung macht ihm jedoch die Tatsache, dass von Jahr zu Jahr mehr "Hitzeflüchtlinge" unter den Gästen seien. Auch Südeuropäer schätzten zunehmend den gemäßigteren Hochsommer in unseren Breiten.