Zum Hauptinhalt springen

Bangkok steht vor einem Gewaltausbruch

Von WZ Online

Politik

Militär rüstet gegen die Regierungsgegner. | Bangkok. Die Lage in der thailändischen Hauptstadt Bangkok hat sich am Freitag in der Früh erneut zugespitzt. Hunderte Uniformierte waren vor einer Barrikade aufmarschiert, die Regierungsgegner in einem Geschäftsviertel errichteten hatten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Aufständischen weigerten sich, die Barrikade abzubauen - eine gewalttätige Konfrontation lag in der Luft, doch die Sicherheitskräfte zogen sich wieder zurück.

Bereits am Donnerstagabend waren in Bangkok bei mehreren Explosionen insgesamt drei Menschen getötet und 75 verletzt worden, bestätigte der stellvertretende Ministerpräsident Suthep Thaugsuban am Freitag in der Früh. Unter den Verletzten befinden sich zumindest vier Ausländer. Laut australischen Medienberichten ist ein Australier betroffen. Zumindest drei Granaten waren an einer Station der Hochbahn, die durch die Innenstadt führt, detoniert, weitere in der unmittelbaren Umgebung.

Wer die Granaten abgefeuert hatte, war vorerst unklar. Die oppositionellen Rothemden machten Provokateure verantwortlich, die danach streben, die Situation außer Kontrolle geraten zu lassen, um einen Militäreinsatz heraufzubeschwören. Die Regierung schiebt die Schuld auf "Terroristen" unter den Rothemden. Mit ähnlichen Granaten war bereits vor zwei Wochen auf Soldaten geschossen worden, die Demonstrationen aufzulösen versucht hatten. Bei den Straßenschlachten starben neben fünf Soldaten auch 20 Zivilisten.

Die Rothemden verbarrikadierten sich weiter in ihrer Zeltstadt mitten im Bankenviertel in der Innenstadt von Bangkok. Sie haben um sich herum Barrieren aus Autoreifen und Zäune aus angespitzen Bambus-Stöcken gebaut. Die Rothemden protestieren seit sechs Wochen für Neuwahlen. Sie verlangen den Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva. Diesem werfen sie vor, eine Marionette der Führungsschicht des Landes zu sein.

Abhisit hatte noch in der Nacht nach den Anschlägen eine Dringlichkeitssitzung seines Krisenstabes einberufen. Davor hatte unter anderen die UNO die Konfliktparteien zur Mäßigung aufgerufen. "Wir appellieren an die Demonstranten wie an die thailändischen Behörden, Gewalt und Todesopfer zu vermeiden", sagte UN-Sprecher Martin Nesirky. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sei "sehr besorgt" und befürchte eine Verschlimmerung der Lage.

In der Nähe der Rothemden hatte sich am Abend auch eine Gruppe von Gegendemonstranten versammelt. Hotels und Geschäfte in dem etwa drei Quadratkilometer großen Gebiet, das von den Regierungsgegnern besetzt gehalten wird, beklagen wegen der andauernden Proteste bereits Einnahmeverluste in zweistelliger Millionenhöhe. Unter Bewohnern wächst der Widerstand gegen die Rothemden. Deren Gegner planen eine Großkundgebung.