Wird die Bank Austria das Privatkundengeschäft behalten? Antwort im Dezember.
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Wien/Mailand. Konzernchef Federico Ghizzoni hat für den Kapitalmarkt den Rotstift gespitzt. Mit einem Großumbau geht es in der Bankengruppe der italienischen Unicredit nun ans Eingemachte. Europaweit sollen demnach 18.200 Jobs wegfallen - davon ein Drittel durch Verkäufe - und alles in allem Kosten von 1,6 Milliarden Euro eingespart werden. Unicredit steht unter Druck, weil die bisherigen Business-Pläne mit Blick auf Gewinn- und Kapitalrenditen viel zu optimistisch waren. Ghizzoni will damit Stärke demonstrieren. Bis 2018 will er den Konzerngewinn auf 5,3 Milliarden Euro bringen.
Wie hart es die Bank Austria trifft, entscheidet sich allerdings erst im Dezember. Denn von den 18.200 Mitarbeitern, die bis 2018 den Unicredit-Konzern verlassen müssen, entfallen "nur" 800 auf die Bank Austria. Davon sind 130 Jobs heuer bereits weggefallen, und 250 befinden sich in der Immo-Holding, deren 80 Objekte laufend verkauft werden. Macht also 420 Beschäftigte bis 2018. Die Fluktuation liegt höher.
Also alles in Butter? Leider nicht. Denn die Kernfrage für Österreich, ob die Bank Austria ihr Privatkundengeschäft restrukturiert oder verkaufen muss, blieb am Mittwoch unbeantwortet. Bis Dezember wird diese Entscheidung fallen, und die offene Frage dabei lautet: Vertraut die Unicredit-Zentrale in Mailand den Bank Austria-Managern oder tut sie es nicht? Konzernchef Ghizzoni war selbst eine Zeit lang in Wien tätig, als Chef jener Osteuropa-Hodling, die ihren Sitz nun nach Mailand verlagert.
Die Papierform dabei spräche eher für einen Verkauf. In der Vergangenheit hatte die Bank Austria öfters den Italienern ein Schnippchen geschlagen und erfolgreich den Verkauf von Beteiligungen verhindert.
2000 Mitarbeiter weniger
Inoffiziell ist zu hören, dass der Bank-Austria-Vorstand unter Willibald Cernko eine Restrukturierung des Privatkundengeschäftes bevorzugt. Bis Ende 2016 könnten sie dafür Zeit erhalten. Der Weg dorthin würde aber blutig: Von den derzeit 3500 Mitarbeitern (inklusive Backoffice) im sogenannten Massengeschäft müsste die Hälfte gehen, die verbleibenden wohl eine Verschlechterung des Dienstrechtes akzeptieren. Damit wäre die Bank Austria bei den etwa 2000 Mitarbeitern, die im Vorfeld kolportiert worden waren. Insgesamt geht es dabei um eine Bilanzsumme von 25 Milliarden Euro, die im Moment allerdings null Ertrag erwirtschaften. Und das neue Credo der Unicredit lautet: Kosten sparen.
Da müsste nicht nur der Betriebsrat, deren Chef Adolf Lehner gestern in Mailand war, zustimmen, sondern wohl auch die Gewerkschaft GPA. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn ein Verkauf der Sparte würde ähnliche oder noch schlimmere Auswirkungen haben. 200 Filialen entfallen auf das Privatkundengeschäft.
Von den 194 Milliarden Euro Bilanzsumme wird die Bank Austria jedenfalls fast 94 Milliarden verlieren, die in Osteuropa erwirtschaftet werden. Die 700 Mitarbeiter, die für die Steuerung der 17 Osteuropa-Banken arbeiten, bleiben indes in Wien. Sie kommen vom Flughafen Wien viel schneller in diese Länder als etwa von Mailand oder München aus. Der Sitz der Gesellschaft wird allerdings nach Mailand verlagert, und damit sinkt auch die Bankenabgabe der Bank Austria. Italien hat keine derartige Abgabe.
Gewinn fast halbiert
Bei einer moderat höheren Bilanzsumme von 194 Milliarden Euro hat die Bank Austria in den ersten drei Quartalen unterm Strich 660 Millionen Euro verdient. Ihr Gewinn fiel damit um fast die Hälfte schwächer aus als im Vorjahreszeitraum. Einer der Gründe dafür: Die Kosten für Kreditrisiken sind bis Ende Spetember relativ stark gestiegen - um 42 Prozent auf 757 Millionen Euro. Der Hauptgrund dafür wiederum waren Lasten aus der Zwangskonvertierung von Franken-Krediten in Kroatien.
Größter Ertragsbringer war für die Bank Austria wie schon bisher das Osteuropageschäft, das in den ersten neun Monaten 505 Millionen Euro zum Nettogewinn beisteuerte. Bei der zum Verkauf gestellten Ukraine-Tochter Ukrsotsbank fielen indes weiter Verluste an, nach den ersten drei Quartalen lag das Minus bei 158 Millionen Euro.
Ein Defizit bescherte aber auch das - nun auf dem Prüfstand stehende - Privatkundengeschäft in Österreich. Im Private Banking verdiente die Bank Austria hingegen vor Steuern mit 35 Millionen Euro um fünf Prozent mehr, während die Geschäftssparte Corporate & Investment Banking von höheren IT-Kosten belastet war und mit 154 Millionen Euro ein um gut neun Prozent niedrigeres Vorsteuerergebnis einspielte.
Teil der Umbaupläne der Unicredit ist auch die Verschmelzung der hauseigenen Fondsgesellschaft Pioneer mit dem Vermögensverwalter der spanischen Bank Santander. Aus Pioneer und Santander Asset Management soll mit einem verwalteten Vermögen von rund 400 Milliarden Euro einer der zehn größten europäischen Fondsmanager entstehen. Die Fusion soll im kommenden Jahr umgesetzt werden.
Von den 18.200 Arbeitsplätzen, die auf Ghizzonis Streichliste stehen, fallen künftig 6000 bis 7000 durch den Verkauf von Geschäftsteilen der Unicredit-Gruppe weg, davon allein 4700 Stellen in der ukrainischen Tochterbank.
Von einem weiteren Personalabbau ist auch die Hypovereinsbank (HVB), die deutsche Schwesterbank der Bank Austria, betroffen. Sie muss bis 2018 insgesamt 1200 Jobs abbauen (diesmal vor allem in der Verwaltung), nachdem sie berreits tausende Stellen mit einer radikalen Straffung ihresFilialnetzes gestrichen hat. Ende 2018 sollen damit noch rund 15.000 Menschen für die HVB arbeiten.