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Bank Austria: Hampel räumt mitten in einer heiklen Phase den Chefsessel

Von Karl Leban

Analysen

Mehr als fünf Jahre war Erich Hampel Vorstandsvorsitzender der Bank Austria. Ende September räumt der 58-jährige Top-Banker beim größten heimischen Finanzinstitut, das als Drehscheibe für Österreich und Osteuropa zum Imperium der italienischen UniCredit gehört, vorzeitig den Chefsessel. Sein Vertrag wäre noch bis April 2010 gelaufen. | Ob Hampel nun aus freien Stücken geht oder nicht, ist unklar. Über seinen am Sonntag in Medien kolportierten Abtritt lässt sich darum auch nur spekulieren. Offiziell hat die Bank Austria diesen noch nicht kommuniziert, hinter vorgehaltener Hand wird der Führungswechsel im Herbst jedoch bestätigt.


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Dass Hampel in all den Jahren einen schlechten Job gemacht hätte, kann man ihm jedenfalls nicht attestieren, auch wenn ihm einst das "profil" in einem wenig schmeichelhaften Kommentar den Killerinstinkt eines Goldfisches bescheinigt hat. Im Gegenteil: Der stets ruhig und besonnen agierende Manager hat es verstanden, die Ertragskraft der Wiener UniCredit-Tochter sukzessive zu steigern. Mit einem satten Gewinnplus im ersten Quartal verhinderte die Bank Austria zuletzt sogar das Abrutschen der gesamten UniCredit-Gruppe in die Verlustzone.

Dass Hampel das Zepter im Vorstand vor der Zeit abgibt, überrascht denn auch umso mehr. Immerhin fällt das Bekanntwerden dieses Schritts in eine heikle Phase. Spätestens Anfang Juni startet die Bank Austria offizielle Verhandlungen mit dem Bund über eine staatliche Eigenkapitalhilfe. Dabei geht es um bis zu 2,7 Milliarden Euro Steuergeld. Ein Führungswechsel, auch wenn er erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, ist da nicht gerade ein positives Signal, das der UniCredit-Konzern an den österreichischen Staat aussendet.

Schließlich sind vor kurzem in Österreich gerade rund um die Bank Austria neue Irritationen entstanden. Deren Osteuropa-Kompetenzen sind zwar vom Mutterhaus in Mailand bis 2016 garantiert, de facto werden sie künftig jedoch aufgeweicht, weil die Italiener ihre Strategie der Divisionalisierung auch in Osteuropa fahren wollen. Gewisse Zuständigkeiten werden damit aus Wien abgezogen, was den Chef der Bank Austria weiter entmachtet und ihn mehr und mehr zu einem Vasallen stempelt.

Dass Hampel der operativen Führungsetage deswegen den Rücken kehrt, wäre naheliegend. In Kreisen der Bank Austria werden derlei Mutmaßungen aber als an den Haaren herbeigezogen bezeichnet. Ebenso wird vehement in Abrede gestellt, dass sein Verhältnis zu UniCredit-Boss Alessandro Profumo wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Ausrichtung der Bank Austria zuletzt tiefe Risse bekommen hätte.

Die Erklärung, Hampels Familienleben habe wegen der ständigen Reisen nach Mailand gelitten und er ziehe sich deshalb zurück, will freilich auch nicht so recht einleuchten.