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Bank Austria wird Identität bewahren

Von Rosa Eder, Frankfurt am Main

Wirtschaft

Auf ungetrübte Ehefreuden stellen sich die Bank Austria (BA) und die bayerische Hypo Vereinsbank ein, die am Wochenende mit der Verkündigung ihres Zusammengehens für Furore gesorgt haben. Die Hauptpunkte aus dem "Ehevertrag" wurden gestern, Montag, in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Frankfurt am Main bekannt gegeben. Die Bank | Austria soll jedenfalls ihre Identität nicht aufgeben.


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In den nächsten Wochen werden sich die beiden Geldinstitute gegenseitig einer gründlichen Prüfung unterziehen. BA-Generaldirektor Gerhard Randa und Hypo Vereinsbank-Chef Albrecht Schmidt gehen aber schon jetzt davon aus, dass es "keine bösen Überraschungen" geben wird.

Schmidt hat bekanntlich schon einmal zu spät eine Leiche im Keller gefunden: Wenige Wochen nach der Fusion von Bayerischer Vereinsbank - deren Vorstandssprecher Schmidt war - mit der Hypobank tauchte bei dieser urplötzlich ein riesiges Loch im Immobiliengeschäft auf. Der Schulterschluss München-Wien steht unter einem guten Stern. Zumindest ist ein Großteil der Hauptaktionäre von BA und Hypo über den Deal erfreut. Die Westdeutsche Landesbank (West LB), derzeit nach der AVZ zweitgrößte BA-Aktionärin, wurde von Randa persönlich informiert - sie plane nicht, ihre BA-Anteile zu veräußern, hieß es in einer ersten Reaktion. Randa geht davon aus, dass die Wiener Städtische und die AVZ nach dem Aktientausch ihre Anteile ebenfalls nicht verkaufen. Für die Transaktion ist eine Mehrheit von 75% der anwesenden Aktionäre bei der für Ende September angesetzten a.o. BA-Hauptversammlung erforderlich. Derzeit sind noch 61% im Streubesitz. Der Abgang der BA-Aktie von der Wiener Börse werde durch das Listing der Hypo Vereinsbank weitgehend kompensiert werden, ist Randa überzeugt. Die BA-Aktie stieg am Montag um fast 10% auf 60,30 Euro.

Seit gestern bis 23. August 2000 läuft das offizielle Due Diligence-Verfahren. Am 27. September soll die BA-Hauptversammlung die Übernahme und den Aktientausch durch die Bayern billigen. Seinen Aktionären empfiehlt Randa jedenfalls, das Angebot der Bayern anzunehmen.

320 Mill. Euro Einsparungsvolumen

Schmidt bezifferte das Einsparungspotential allein aus den Überschneidungen beider Banken mit 320 Mill. Euro jährlich. Dazu kommen Kostensynergien in Höhe von 175 Mill. Euro aus der Optimierung der operativen Strukturen in Österreich. Randa sprach erneut von einer Optimierung des Filialnetzes durch Zusammenlegung und laufende Personalreduktion. Ziel ist nach wie vor ein Mitarbeiterstand von unter 12.000 Personen Ende 2001/Anfang 2002. Die Umstellung auf ein einheitliches IT-System von BA und CA bringe 75 Mill. Euro jährlich.

Befürchtungen, dass die Bank Austria eine "Filiale" der Bayern werden könnte, gehen "ins Leere", sagte Randa. Man habe lange nach dem idealen Partner gesucht und nun eine eindeutige Lösung gefunden. Die Bank Austria werde sich voll integrieren, aber ihre Identität nicht aufgeben.

Wien wird zum Kompetenzzentrum für die Aktivitäten der beiden Institute in Zentral- und Osteuropa aufgewertet. Hypo Vereinsbank und Bank Austria werden dort gemeinsam die Nummer 1. Netzwerke und Kundengruppen würden sich ideal ergänzen, so Randa. Einen besonderen Stellenwert nimmt Polen ein. Die beiden Institute sind dort mit ihren Töchtern PBK und BPH besonders stark vertreten und halten gemeinsam einen Marktanteil von über 10%.

Am Heimmarkt Österreich sei der Fusionsprozess noch nicht abgeschlossen, bei der Erhöhung der Profitabilität seien aber große Fortschritte erzielt worden. Im ersten Quartal habe der RoE (Return on Equity) 12,6% betragen, die Cost/Income-Ratio lag bei rund 67%. Im zweiten Quartal habe es eine weitere Verbesserung gegeben, berichtete Randa.

Randa sieht mit dem Mega-Deal einen Rückzug der Politik aus privatwirtschaftlichen Strukturen. Schmidt ergänzte: "Die AVZ wird nach dem Aktientausch einen Anteil von 7% halten. Das ist mit Sicherheit nichts, was politische Konflikte auslösen sollte. "Dass der Bank Austria-Betriebsrat besondere Rechte hatte, räumte Schmidt ein. In der neuen Struktur werde es diese Rechte aber nicht mehr geben.

"Wir gehen eine Ehe ein, die für beide Seiten vernünftig ist", betonte Schmidt. Gemeinsam werden Bank Austria und Hypo Vereinsbank zu den "gestaltenden Kräften im Konsolidierungsprozess der europäischen Bankgewerbes" gehören.