Es war eine Flucht nach vorn: Eine Ratingagentur hatte die Kurse der österreichischen Großbanken mit einem düsteren Osteuropa-Ausblick in den Keller geschickt. Raiffeisen International konterte mit der Vorab-Veröffentlichung eines Rekordergebnisses. Damit war zwar die Börse etwas beruhigt, zugleich entstand aber neuer Argumentationsbedarf: "982 Millionen Euro Gewinn: Und die sollen Staatshilfe brauchen?" Vorweg: Ja, Österreichs Banken werden diese wahrscheinlich brauchen.
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Dazu eine bezeichnende Episode: Vor ein paar Monaten ließ sich ein Bank-Vorstand im persönlichen Gespräch zu einem erstaunlichen Eingeständnis hinreißen. Vor Jahren habe er versucht, seinen eigenen Eltern einen Fremdwährungskredit auszureden, weil die Risiken zu groß wären. Vergebens. Die älteren Herrschaften stiegen positiv aus - und der Manager musste auch noch den Spott ertragen.
Dabei hatte er mit seiner Einschätzung völlig recht. Hoffentlich haben die Banken ihre Kunden (nicht nur, aber vor allem in Osteuropa) ebenso zurückhaltend beraten. Im eigenen Interesse: Andernfalls könnte tatsächlich jenes Szenario eines flächendeckenden Kreditausfalls drohen, das internationale Beobachter den österreichischen Bankensektor derzeit in Grund und Boden prügeln lässt. Fremdwährungskredite sollten nur dann vergeben werden, wenn es sich der Kreditnehmer leisten kann, auf die Zinsen, Währungen und den Veranlagungserfolg (des Tilgungsträgers) zu spekulieren. Wurden sie nur vergeben, weil es sich anders nicht ausgegangen wäre, dann hätten sich die Banken selbst ein "Subprime"-ähnliches Debakel geschaffen.
Zu Ausfällen bei den Krediten wird es kommen. Die Frage ist, in welchem Ausmaß und in welchem Zeitraum: Derzeit ist schwer abzuschätzen, welche Belastungen die Kreditnehmer tragen können. Eines ist aber sicher: Rekordergebnisse von Banken werden wir auf längere Zeit nicht sehen.