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"Banken reichen immer alle Kosten an Kunden weiter"

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft
Jon Levy: "Wird Griechenland geholfen? Diese Frage ist völlig offen." Foto: Newald

Analyst: Bankensteuer würde Risiken nicht reduzieren. | Rettungsaktion für Griechenland wäre ein Alarmsignal. | Wien. Eine Bankensteuer, wie sie US-Präsident Barack Obama umsetzen will und Österreichs Kanzler Werner Faymann vorgeschlagen hat, würde die Risikofreude der Banken nicht minimieren, ist Jon Levy, Europa-Analyst der Eurasia-Group, überzeugt. "Eine Steuer verbessert nicht die Qualität der vergebenen Kredite." Stattdessen müssten die Bankkunden die Rechnung über den Umweg von Zinsen und Gebühren begleichen: "Banken reichen immer alle Kosten weiter."


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Während sich die Sorgen der Investoren auf Griechenland fokussieren, könnte Irland rasch Probleme bekommen: Griechenland leide zwar unter politischer Instabilität, verfüge aber über viele Möglichkeiten, Ausgaben zu kürzen. Dublin hingegen habe die Optionen der Haushaltskonsolidierung fast ausgeschöpft und brauche wegen der hohen Kosten für die Banken-Rettung dringend mehr Einnahmen und stärkeres Wachstum, so Levy.

Euro kommt unter Druck

Die Frage, ob und wann ein in Probleme geratener Staat Hilfe erwarten kann, sei gerade in der Eurozone völlig ungeklärt und trage massiv zur Verunsicherung der Märkte bei. So würde sich Levy nicht darauf verlassen, dass griechische Staatsanleihen völlig sicher sind: Athen wird im April und Mai einen großen Teil seiner Schulden refinanzieren müssen. Ein Hilfskredit von anderen Euro-Ländern sei zu Beginn der Konsolidierung zwar wahrscheinlich. Levy sieht darin aber keine Lösung, sondern ein Alarmsignal: Eine zweite Rettungsaktion wäre deutlich schwerer zu bekommen.

Überdies könnte die Büchse der Pandora geöffnet werden: "Wenn es 20 Milliarden Euro ausmacht, kein Problem. Aber was, wenn Irland oder Spanien die nächsten wären: 200 Milliarden wären eine andere Frage." Dann wären wohl selbst Staaten der Eurozone auf den Währungsfonds angewiesen. Die auseinander driftende Fiskalpolitik in Europa wird auch den Euro unter Druck bringen, erwartet Levy. Eine Abwertung gegenüber dem Dollar werde von exportorientierten Ländern freilich sehr begrüßt.

Jon Levy ist Analyst für die renommierte New Yorker Beratungsfirma Eurasia Group und referierte im Wiener Hayek-Institut.