Zum Hauptinhalt springen

Banken und ihre Risiken

Von Holger Blisse

Gastkommentare
Holger Blisse ist Wirtschafts- und Sozialanalytiker und unter anderem auf kreditwirtschaftliche, genossenschaftliche und sozialpolitische Themen spezialisiert.
© privat

Werden Kreditinstitute sicherer, wenn sie ihre Marktbeziehungen reduzieren?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Menschenschlangen vor Bankfilialen in Großbritannien zu Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007 erinnerten an die Inflationszeit. Es kam zu einem "Bank Run". Kunden beschleunigten Bankschließungen, indem sie jene Zahlungsmittel abhoben, die von Banken benötigt werden, um selbst zahlungsfähig zu bleiben.

Gegenüber heute fehlte jedoch in den 1920er Jahren eine gesetzliche Einlagensicherung. Derzeit wird auf europäischer Ebene auch die Einlagensicherung neu verhandelt (Crisis Management and Deposit Insurance). Die österreichische Einlagensicherung stand im Jahr 2020, verursacht durch die Commerzialbank Mattersburg, vor einer Belastungsprobe.

Die EU beabsichtigt, die Abwicklung mittelgroßer und kleiner Banken bevorzugt zu regeln. Dies könnte das Bankensystem gegenüber dem Kapitalmarkt weiter schwächen. Bisher stabilisieren nationale, institutsgruppeneigene Sicherungssysteme. Werden diese in Frage gestellt, wird für kleinere Institute Realität, dass ihre Abwicklung einer Sanierung vorgeht.

Die sicherste Bank oder Sparkasse bleibt jene, die ihre eigenen Risiken kennt und selbst zu begrenzen in der Lage ist, also möglichst wenigen anonymen, fremdbestimmten oder auch regulatorisch geförderten Markt(preis)beziehungen unterliegt. Je größer Institute werden, desto mehr sind sie mit anderen verflochten, wie das Kapitalmarktgeschäft der kürzlich in Schwierigkeiten geratenen Credit Suisse Group belegt.

Die Silicon Valley Bank in den USA haben der unerwartet hohe Liquiditätsbedarf ihrer hoch risikoreichen Kundengruppe und die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed zu Fall gebracht. Die Bank musste zur Deckung der Auszahlungswünsche von High-Tech-Unternehmen und Start-ups Anleihen verkaufen, die jedoch in Folge der Zinserhöhungen an Wert verloren hatten.

Ansteckung und Übertragung von Problemen bei einzelnen Kreditinstituten - vermittelt über Marktbeziehungen - können das gesamte Bankensystem betreffen und damit gesamtgesellschaftlich großen Schaden anrichten. Wenn sich der Kreis der Einleger und Sparer sowie die Gruppe der Kreditnehmer in einem kleiner dimensionierten System bewegen, dann treten weitere Marktbeziehungen in den Hintergrund. Zur Beraterin oder zum Berater der jeweiligen Bank oder Sparkasse besteht ein persönliches Vertrauensverhältnis. Das Kreditinstitut bleibt selbst Marktmittler zwischen denen, die Geld sparen oder Einlagen für zum Beispiel den Zahlungsverkehr vorhalten, und denen, die größere Beträge zur Finanzierung für ihr Unternehmen oder den Erwerb einer Immobilie aufnehmen.

Wenn ein Kreditinstitut Akzeptanz bei den Kunden für seine eigene Zinspolitik findet, kann es sich ein Stück weit unabhängig von Markt(preis)entwicklungen bewegen und reduziert das Zinsänderungsrisiko. Einwirkungen, die mit Zinserhöhungen wie in den USA oder in Europa durch die Zentralbanken verbunden sind, bleiben auf die sogenannten freien Spitzen reduziert, denjenigen Teil, den man über das eigene System hinaus deckt.