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Bankenlandschaft stark im Wandel

Von Brigitte Pechar, Alpbach

Wirtschaft

Ob es auch künftig noch die vertraute Bankfiliale an der Ecke geben wird, oder ob der neue Bankkunde seine Finanzgeschäfte vorwiegend über Direktbanken und Internet abwickeln wird, konnte beim | Bankenseminar im Rahmen des Forum Alpbach gestern nicht eindeutig geklärt werden.


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Die Trends sind eindeutig: Megafusionen zu riesigen Finanzkonglomeraten auf der einen Seite und Spezialisierungen andererseits. Die Technologisierung wird nicht nur die Produktion im Bankensektor,

sondern auch die Zahlungsgewohnheiten · Stichwort elektronisches Geld · stark verändern.

Wie gut sich Österreichs Kreditinstitute in einem zunehmend liberalisierten und globalen Wettbewerb zurechtfinden werden, hänge auch davon ab, ob sie ihre lokale Präsenz durch intensive

Kundenbeziehungen zu ihrem Vorteil nützen können, erklärte Nationalbankpräsident Klaus Liebscher gestern in seinem Eröffnungsstatement des Bankenseminars. Die Euro-Einführung sowie die zunehmende

globale Vernetzung der Finanzmärkte ließen auch für Österreich eine steigende Präsenz ausländischer Banken erwarten. Der Heimvorteil der nationalen Institute werde aber auch in der WWU nicht

verlorengehen, denn die "österreichischen Banken werden gut vorbereitet in den Euromarkt eintreten", zeigte sich der Notenbankpräsident optimistisch. Es werde an der Servicequalität und den Produkten

des Bankinstitutes liegen, ob die Kundenbindung erhalten werden kann. Der Euro biete jedenfalls viele Chancen, die die Enge des Schillingmarktes bisher nicht zugelassen habe.

Die Verlagerung des Bankgeschäftes und die Globalisierung machten auch die Aufgabe der Regulatoren schwieriger, erklärte Gertrude Tumpel-Gugerell, Direktionsmitglied der OeNB. Eine Antwort darauf

könnten nur Kooperation, Erfahrungsaustausch und eine Harmonisierung der Standards sein, wobei die aufsichtsrechtlichen Vorgaben europaweit geprägt würden. Eine dezentrale Bankenaufsicht, wie sie im

Euroland vorgesehen sei, hält Tumpel-Gugerell für positiv. "Es darf aber kein Gefälle bei den Bankenaufsichten geben". Die Europäische Zentralbank fungiere als Informationsdrehscheibe. Die

Möglichkeit, der EZB die Bankenaufsicht zu überantworten, bestehe rechtlich, eine Zentralisierungs-Diskussion sei aber noch zu früh.

Krisen in der Finanzwelt seien lösbar. Auch die Fehlentwicklungen in Asien hätten durch eine effektive Aufsicht verhindert werden können, meinte Tumpel-Gugerell. Dazu müßten aber die Banken zu

größerer Transparenz bereit sein. In diesem Sinn halte sie eine evolutionäre Weiterentwicklung des Bankenrechts für den sinnvollsten Weg. Österreich habe beim Strukturwandel mit den beiden Fusionen ·

Bank Austria-Gruppe und Erste Bank · bereits wesentliche Fortschritte gemacht. Dennoch wird von vielen Experten der Hang zu Größe · der auf Österreichs Banken noch nicht zutrifft · in Frage gestellt.

So konstatiert J. P. Morgan, daß es keinen Nachweis dafür gebe, daß Größe mehr Effizienz bedeute, aber daß Kunden Größe bevorzugen.