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Banker-Boni: Gordon Browns riskante Attacke auf die "City of London"

Von Hermann Sileitsch

Analysen

Die frontale Attacke des britischen Premiers Gordon Brown auf die Londoner Finanzwelt ist eine Überraschung. Bisher standen Großbritannien und Frankreich meist für diametrale Standpunkte bei der Finanzmarktregulierung: Die traditionell europaskeptischen Insulaner waren aus Sorge um ihren Finanzplatz konstant auf der Bremse - während für die Franzosen staatliche Interventionen ein probates Mittel der Wirtschaftspolitik darstellen.


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Das Signal, das Gordon Brown und Nicolas Sarkozy mit ihrer gemeinsamen Kolumne im "Wall Street Journal" setzten, geht deshalb weit über das Geschriebene hinaus: Sie finden nicht nur zu einer gemeinsamen Position, sondern wollen Europa bei der Zähmung der widerspenstigen Finanzwelt in vorderster Reihe positionieren. Offenbar ist es ein Versuch der Politiker, das Gesetz des Handelns wieder an sich zu reißen. In den letzten Monaten hatte es nämlich den Anschein, als würde auch nach der Mutter aller Finanzkrisen dasselbe passieren wie nach sämtlichen bisherigen Finanzkrisen: Nichts.

Wie in der Geschichte vom Hasen und Igel hatte sich nämlich gezeigt, dass die zähe politische Willensbildung der rasanten Anpassungsfähigkeit der globalisierten Finanzwelt deutlich hinterher hinkt. Befeuert von den eigentlich zur akuten Krisenbekämpfung gedachten Rettungsmaßnahmen wie Bankenpaketen und Nullzinsen konnte sich im Handaufdrehen die nächste Spekulationsblase aufbauen. Der Unterschied: Die heillos überlasteten staatlichen Budgets werden kein weiteres Auffangnetz mehr finanzieren können. Dass dabei die Bonuszahlungen und Gehälter der Bankmanager wieder Exzesse feiern, ist zwar nur eine Begleiterscheinung dieses gefährlichen Strohfeuers, aber eine, die besonders im öffentlichen Fokus steht.

Womöglich liegt darin auch einer der Gründe für Gordon Browns Vorstoß: Angesichts desaströser Umfragewerte könnte es der Versuch sein, mit schlagzeilenträchtigen Ankündigungen für Labour bei den Wahlen 2010 zu retten, was noch zu retten ist.

Es ist allerdings für Brown ein Spiel mit hohem Einsatz: Die britische Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten eine dramatische De-Industrialisierung durchgemacht - der Anteil an der Wertschöpfung beträgt nur noch 16 Prozent, der Anteil der Beschäftigten in Industrie und Baugewerbe liegt in einer ähnlichen Größenordnung. Im Finanzsektor finden hingegen mehr als 20 Prozent der Briten Beschäftigung - und mehr als ein weiteres Drittel in anderen Dienstleistungs-Bereichen, die direkt von der City abhängen. Die Stoßrichtung der Finanzinstitute ist klar: Sie drohen mit Abwanderung und stellen den Premier als Arbeitsplatzvernichter dar.

Möglicherweise ist der Grund für Browns Schwenk auch ganz lapidar: Die Briten werden jeden erdenklichen Beitrag brauchen, um ihr katastrophales Budget wieder ins Lot zu rücken.

Siehe auch:Banker-Steuer: Aufschrei in London