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Bankgeschäfte und Geld in der Zukunft

Von Holger Blisse

Recht

Ein neuer Tagungsband widmet sich Digitalisierung und neuen Technologien im Finanzsektor.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Von der Digitalisierung geht in vieler Hinsicht eine zentralisierende Kraft aus: Geschäfte lassen sich von überall her online ausführen, den Bezahlvorgang eingeschlossen; Bargeld hat, begünstigt durch die Corona-Pandemie, an Bedeutung verloren. Damit wachsen die Kontrollmöglichkeiten. Entscheidungsfreiheit geht verloren, wenn Alternativen verringert werden. Dies betrifft auch ein arbeitsteiliges Bankensystem. Wie sehr der Wettbewerb zugenommen hat, wer institutionell an der Spitze liegt, belegen Aktivitäten von Gesetzgeber und zentralen Notenbanken bei digitalen Währungen, um private Initiativen auf diesem staatlich autorisierten Gebiet einzudämmen.

Die Veränderungen vollziehen sich so rasch, dass es schwerfällt, die Übersicht zu behalten. Einen sehr gut gelungenen Einblick in die aktuelle Diskussion im internationalen Maßstab bieten die Beiträge eines vor kurzem veröffentlichten Tagungsbandes. Dieser dokumentiert die zehnte Tagung zur Zukunft des Finanzsektors, veranstaltet vom Institute for Law and Finance der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Die Tagung fand im Jänner 2022 online statt, besucht von mehr als 1.200 Personen weltweit. Die 18 englischsprachigen Beiträge stammen von renommierten Vertretern von Zentralbanken, Aufsichtsbehörden oder anderen öffentlichen beziehungsweise überstaatlichen Einrichtungen sowie aus dem Investmentbanking, der Beratung und der Wissenschaft.

Im Eröffnungsbeitrag beleuchtet Agustín Carstens, General Manager der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel, digitale Währungen im Verständnis der "Seele" von Geld. Die weiteren Beiträge gliedern sich nach vier Schwerpunkten: vom Einfluss der Digitalisierung und der Bedeutung von Daten auf die etablierten Finanzdienstleister (drei Beiträge) über die Anforderungen an Aufsicht und Regulierung angesichts neuer Technologien (drei) und die Auswirkungen digitalen Zentralbankgeldes (acht) bis hin zur Frage des Vertrauens gegenüber den neuen Anbietern, Angeboten und Systemen (drei).

Die alle sehr lesenswerten Texte geben Einschätzungen und Sichtweisen wichtiger Entscheidungsträger zur künftigen Entwicklung von Bankgeschäften und Geld wieder. Andreas Dombret und Patrick S. Kenadjian haben das Werk zu "Data, Digitalization, Decentralized Finance and Central Bank Digital Currencies" herausgegeben. Es ist als Band 25 in der Institute for Law and Finance Series im Verlag Walter de Gruyter erschienen, hat 256 Seiten und kostet 69,95 Euro.