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Bankomat-Gebühr: Über kurz oder lang kommt sie

Von Karl Leban

Analysen

Dem Staat sagt man bisweilen nach, beim Erfinden neuer Steuern höchst kreativ zu sein. Mit nicht minderem Ideenreichtum scheinen auch die Banken nicht zu geizen, geht es um zusätzliche Einnahmequellen. Jüngstes Beispiel: Die Raiffeisenlandesbank (RLB) Tirol stellt ihren Kunden für jede Geldbehebung beim Bankomaten einer fremden Bank eine Gebühr von 60 Cent in Rechnung.


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Dieser Vorstoß ist hierzulande ein absolutes Novum. Dass das Einheben von Bankomat-Gebühren schon bald auch bei anderen Instituten Schule machen könnte, ist jedenfalls ein durchaus realistisches Szenario. Denn in der Branche wird mit einer solchen Gebühr bereits seit Jahren geliebäugelt. Das Argument: Kunden, die bei einer fremden Bank Geld abheben, verursachen Kosten zu Lasten ihrer jeweiligen Hausbank (weil diese dafür anderen Banken ein Entgelt zu zahlen hat).

Die RLB Tirol und mit ihr noch rund zehn andere Tiroler Raiffeisenbanken sind aus diesem Kreis nun ausgebrochen, indem sie diese Kosten an ihre Kunden weitergeben. Umgesetzt haben sie dabei nur, was in weiten Teilen Europas ohnehin bereits gängige Praxis ist.

Ob die eine oder andere heimische Bank schon jetzt nachzieht (gerade in Österreich steckt der Zahlungsverkehr seit jeher in den roten Zahlen), ist jedoch fraglich. Der Vorstoß der Giebelkreuzer kommt nämlich zu einer Zeit, in der der Geldsektor auf Kundenseite generell nicht gerade gut angeschrieben ist. Banken gelten schließlich als Auslöser der Krise - und etliche von ihnen (auch in Österreich) haben noch dazu Staatshilfe empfangen.

Eine neue Gebühr würde bei vielen Kunden somit nur weiteres Porzellan zerschlagen. Die großen Banken des Landes sehen das offenbar auch so. Daher werden sie vorerst auch nichts machen - außer den Testballon der Tiroler Giebelkreuzer genau zu beobachten. Falls dieser nicht platzt, wird die umstrittene Gebühr über kurz oder lang doch kommen.