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Bankrott-Erklärung

Von Hermann Sileitsch

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Österreichs Staatsbankrott geistert wieder einmal durch die internationalen Medien. Was man als schrullige Randnotiz abtun könnte - wenn es dem Land nicht massiv schaden würde. Die Aussagen des amerikanischen Nobelpreisträgers Paul Krugman sind deshalb besonders ärgerlich: Erst die knackige Ansage, dann ein halbherziges Zurückrudern. Die Ratingagenturen bewerten Österreichs Bonität übrigens unverändert mit einem Triple-A und mit stabilem Ausblick: Besser geht es nicht. Sieht so ein Pleitekandidat aus?


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Zumindest zwei Tage lang konnte man sich aber als Österreicher die Frage stellen: Was weiß der US-Starökonom Krugman, was wir noch nicht wissen? Auf welche Daten stützt er seine Expertise? Nachträglich hat Krugman in seinem Online-Tagebuch klargemacht: Eine tiefgehende Analyse gibt es gar nicht - er habe nur gesagt, was sattsam bekannt ist, nämlich dass Österreichs Banken den größten Anteil an Krediten in Osteuropa vergeben haben. Ukraine, Rumänien, Slowenien oder Slowakei - aus amerikanischer Sicht alles eins. "Ist Österreich dem Untergang geweiht? Natürlich nicht", stellt Krugman jetzt fest. Immerhin schon ein Fortschritt. Denn vielen internationalen Ökonomen fällt zum Thema Banken in Österreich nur der Zusammenbruch der Creditanstalt im Jahr 1931 ein. Zu vermuteten Parallelen in der Gegenwart ist es da nur mehr ein kleiner Schritt.

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Eines hat Krugmans Sager jedenfalls überdeutlich gemacht: Wie sehr die Eigen- und die Fremdsicht Österreichs auseinanderklaffen. Das Land würde dringend eine Imagekorrektur benötigen. Nur: Wie die Erfahrungen mit der - in der Sache erfolgreichen, in der Umsetzung patscherten - Osteuropatournee von Finanzminister Josef Pröll zeigen, könnte das kontraproduktiv sein: Denn damit hatte das offizielle Österreich seinen Beitrag geleistet, dass Osteuropa undifferenziert als Klumpenrisiko wahrgenommen wird. Was nun auf uns selbst zurückfällt.