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Bann mit Todesfolge

Von Ines Scholz

Politik

Die Missachtung von Menschenrechten in China sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Nicht nur Demokratieaktivisten sind der Willkür von Polizei und Justiz ausgesetzt, auch gegen Falun-Gong-Mitglieder geht der Staat seit dem Verbot der Sekte im Juli vergangenen Jahres brutal vor. Ein besonders tragischer Fall wurde erst am Mittwoch bekannt: eine Frau war laut einem BBC-Bericht kurz nach ihrer Verhaftung vor sechs Monaten so schwer misshandelt worden, dass sie am Montag dieser Woche ihren Verletzungen erlag.


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Die 32-jährige Zhao Xin arbeitete bis zu ihrer Festnahme als Assistentin an der Pekinger Industrie- und Handelsuniversität. Als sie in einem Park nahe der Arbeitsstelle am 18. Juni ihre Meditations- und Atemübungen praktizierte, nahmen Sicherheitskräfte die Frau mit und brachten sie in eine Zelle. Vier Tage später wurde sie in ein Krankenhaus überstellt: sprechen konnte sie nicht mehr und sich bewegen auch kaum: mit drei gebrochenen Halswirbeln war sie halbseitig gelähmt, das Atmen fiel ihr schwer. Ihre Augen waren blutunterlaufen, Ärzte stellten auch Kopfverletzungen fest.

"Selbstverursacht", verlautete aus dem zuständigen Polizeiquartier. Die Frau habe in ihrer Zelle ihren Kopf unentwegt gegen die Wand geschlagen. Polizeibekannt wurde Zhao Xin durch ihre zahlreichen Appelle an die chinesische Führung, den Sektenbann rückgängig zu machen. Laut dem in Hongkong ansässigen Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie ist sie mittlerweile das 90. Falun Gong-Mitglied, das die Misshandlungen während der Polizeihaft nicht überlebte. 450 Anhänger sitzen Haftstrafen von bis zu zwanzig Jahren ab, weitere 10.000 wurden in Arbeitslager gesteckt.

Immer wieder hört man auch von Abschiebungen in psychiatrische Kliniken, in denen die Anhänger der Kultbewegung, völlig isoliert von Familie und Freunden, "ruhig gestellt" werden. Am Mittwoch wurde eine in den USA lebende Chinesin von einem Pekinger Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt, weil sie Informationen über 50 Anhänger gesammelt hat, die in psychiatrischen Einrichtungen festgehalten werden.