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Barack Obama und ich

Von Engelbert Washietl

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Der Autor ist Vorsitzender der "Initiative Qualität im Journalismus"; zuvor Wirtschaftsblatt, Presse, und Salzburger Nachrichten.

Wenn sich ein Europäer etwas leichtsinnig in den US-amerikanischen Wahlkampf hineinziehen lässt, lernt er diesen aus der Graswurzelperspektive kennen. Ein Erfahrungsbericht.


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Meine US-Wahlkampfstory beginnt mit einer Buch-Rezension für die heutige "Wiener Zeitung". In Barack Obamas "Ein amerikanischer Traum" erwähnt der Präsidentschafts-Bewerber Obama eine Europareise. Viel ist nicht darüber zu lesen, sogar das Datum fehlt, es ist lang her. Von London ging es Richtung Kontinent.

Three weeks Europe "mit dem Reiseführer in der Hand": Jardin du Luxembourg in Paris, Plaza Mayor in Madrid, eine nächtliche Busfahrt an der Seite eines senegalesischen Wanderarbeiters von Madrid nach Barcelona, Abenddämmerung über dem Palatin in Rom. War er auch in Wien?

Wer für das höchste Amt in den USA kandidiert, hat eine interaktive Homepage und einen riesigen Stab von Mitarbeitern. Mit einem Klick stelle ich einen Kontakt her und frage unter Zitierung des amerikanischen Buchtitels, ob Obama in Wien Station gemacht hat.

Nichts geht verloren. Die erste Antwort erreicht mich am 24. April, dem entscheidenden Vorwahltag von Pennsylvania: Die Wahllokale hätten gerade geöffnet und Obama brauche meine Hilfe. Grob gesagt solle ich unter Nutzung eines "calling tool" halb Pennsylvania anrufen und die Leute zu den Wahlurnen treiben. "Start making calls now!"

So massiv wollte ich nicht in die amerikanische Innenpolitik eingreifen. Es wird Mittwoch. Im ORF wissen sie zu Mittag, dass Obamas Konkurrentin Hillary Clinton besser abgeschnitten hat. Ich hätte anrufen sollen. Im Laptop finde ich aber ein schon um 6.47 Uhr MEZ eingelangtes Mail mit Entwarnung: Noch werden die Stimmen ausgezählt, aber eines ist klar: Obama hat sich besser geschlagen als erwartet. Er brauche meine Unterstützung. "Please make a donation of $25."

Donnerstag, 1.04 Uhr MEZ, die objektive Evaluierung des Clinton-Wahlsieges trifft ein: "Engelbert - Senator Clinton barely made a dent". Ihr Wahlsieg war ein Klacks. Hillary Clinton sei allerdings dabei, 3,6 Millionen Dollar für ihre Kampagne aufzutreiben, darauf müsse man reagieren: "Please make a donation of $25 today".

Die Fristsetzung macht mich wankend. Nach aktueller Währungsparität geht es bloß um 16 Euro. Aber andererseits, Herr Obama: Wenn der Euro so viel wert ist, lagen Sie damals bei Ihrem Europa-Trip nicht stark daneben, wenn Sie die besuchten Hauptstädte als "museale Ausstellungsobjekte" disqualifizierten? Würden Sie als US-Präsident Ihr transatlantisches Wissen aufpolieren? Ich halte die 16 Euro bis dahin zurück.

Samstag, 1.29 Uhr MEZ: "Dear Engelbert, meet Barack!" Wow, will er mit mir reden? Leider ist die Einladung virtuell zu verstehen, ich gebe sie vertraulich weiter: http://my.barackobama.com/meetBarack. Achtung: nicht den roten Knopf drücken, er heißt "donate now" und leitet nicht abzugsfähige Individualspenden bis zu 2300 US-Dollar weiter.

Dienstag 15.19 Uhr: Engelbert! Obama "needs grassroots supporters like you" und Geld bis zum Monatsultimo 30. April 24 Uhr. Ich bin ein Graswurzel-Sympathisant geworden. Sie würden mir für 15 Dollar (ich rechne schon wieder um) einen Autoaufkleber schicken, in "limited edition" mit der Aufschrift "Be part of the history". Ein Schnäppchen.

1. Mai, 1.31 Uhr, das erste Mail im neuen Monat. In der Betreffzeile steht: "What´s next". Das frage ich mich auch. Aber eigentlich wollte ich ja nur wissen, ob Obama schon einmal in Wien war. Dear Barack: Für eine Antwort bis 4. November sage ich eine Wahlkampfspende von 25 Dollar zu, egal wie sich der Dollarkurs entwickelt.
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