Empörung in Frankreich nach Ermordung der Geisel Gourdel durch Islamisten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Paris. Mit Entsetzen reagiert Frankreich auf die Enthauptung der französischen Geisel Hervé Gourdel durch Islamisten. Das Gesicht des 55-Jährigen prangte am Donnerstag von den Titelseiten der Zeitungen. Der Bergführer Gourdel war am Mittwoch von der Islamistengruppe Dschund al-Khilafa (Soldaten des Kalifats) in Algerien enthauptet worden. Das Video mit dem Titel "Blutige Botschaft an die französische Regierung", das die Hinrichtung zeigt, stellte die Gruppe, die sich der Terrormiliz IS angeschlossen hatte, ins Netz.
Frankreichs Präsident François Hollande will den "Kampf gegen den Terrorismus" trotz der "brutalen und feigen Tat" mit Entschlossenheit fortsetzen. "Hervé Gourdel wurde getötet, weil er Franzose war, weil sein Land den Terrorismus bekämpft." Doch das Land werde sich von Terroristen nicht in die Knie zwingen lassen, sagte der Staatschef in New York. Auch Premierminister Manuel Valls verteidigte vor der Nationalversammlung den Militäreinsatz im Irak: "Wir lassen uns nicht einschüchtern. Frankreich wird der Bedrohung und der Unterdrückung nicht nachgeben."
Nach den amerikanischen Journalisten James Foley und Steven Sotloff und dem Briten David Haines ist Hervé Gourdel die vierte Geisel, die innerhalb weniger Monate von radikalen Dschihadisten des "Islamischen Staates" ermordet wurde. Die Entführer hatten mit Gourdels Enthauptung gedroht, sollte Frankreich seine Luftschläge gegen IS im Irak nicht binnen 24 Stunden einstellen. Frankreich hatte am 19. September als zweiter Staat nach den USA mit Luftangriffen auf die Terrororganisation begonnen.
"Man kann nicht anders als angeekelte zu sein von diesem barbarischen Verbrechen und seiner obszönen Darstellung, schrieb die konservative Tageszeitung "Le Figaro". Sie verwies auf die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit der arabischen Welt im Kampf gegen IS: "Weder Frankreich noch die USA werden das islamistische Krebsgeschwür ausrotten können. Einzig der Islam kann das zustande bringen, wenn er die Mittel dazu stellt. Das ist eine Herausforderung an die zivilisierten Gesellschaften, sich zu verteidigen..." Die linksliberale "Le Monde" schreibt, dass der Einsatz von Gewalt allein den IS nicht in Schach halten werde: "IS entfaltet sich in den Ruinen von Syrien und des Iraks. Die Situation fordert eine immense diplomatische Mobilisierung, die die USA, die EU, Russland und auch den Iran einschließt. Und eine solche ist noch nicht in Sicht."
Im südfranzösischen Dorf Saint-Martin-Vesubie, in dem Gourdel ein Bergführer-Büro eröffnet hatte, wurde ein offizieller Tag der Trauer ausgerufen. In Nizza, wo der 55-jährige Gourdel lebte, wurden die Flaggen am Mittwochabend auf Halbmast gesetzt.