EU-US-Handelsbeziehungen bedeutend. | Gespräche über WTO und Energie. | Wien. "Weltweit wachen in der Früh Menschen auf und sorgen sich um die Wirtschaft. Wir wachen auf und sorgen uns um die Wirtschaft der anderen." Für den Präsidenten der US-Handelskammer Thomas Donohue ist die US-amerikanische Wirtschaft eine Erfolgsstory.
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Ein Viertel der weltweiten Wirtschaftsleistung gehen auf die USA zurück, bis 2020 werden Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts von 3 Prozent pro Jahr prognostiziert, auch wenn das etwas weniger ist als im vergangenen Jahr. Da wurde trotz Abschwächungen in Folge der Hurrikans eine Rate von 3,5 Prozent verbucht. "Ein möglicher Einbruch des Immobilienmarktes bildet das wesentliche Risiko für die Konjunktur", sagt das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut. Risiken gingen zudem von den Defiziten in der Leistungs- und Handelsbilanz aus. Die vergleichsweise hohen Energiepreise haben sich laut US-Notenbank-Chef Ben Bernanke dagegen bisher kaum auf die Wirtschaft ausgewirkt.
Das US-Rezept
"Wir sind mit einem starken Binnenmarkt gesegnet", meinte Donohue am Dienstag im Rahmen seines Wien-Besuchs in der Wirtschaftskammer vor Journalisten. "Und wir haben eine zentrale Regierung." Europa hingegen setze sich aus starken Einzelstaaten zusammen - und diese Vielfalt mit ihren Regulierungsmechanismen wirke sich auf das vergleichsweise schwächere Wirtschaftswachstum aus. Dieses wird heuer laut Prognosen um die 2 Prozent liegen.
Doch auch wenn Europa vergleichsweise schwächelt: "Betrachtet man den gesamten Waren- und Dienstleistungsverkehr, so sind die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA die bedeutendsten der Welt", heißt es in einer Aussendung des europäischen statistischen Zentralamts Eurostat am Dienstag. Knapp ein Viertel der Exporte der EU in Drittländer gingen im vergangenen Jahr in die USA - 14 Prozent der Importe kamen von dort.
Offenere Märkte
"Wir wollen unsere Märkte offener haben und insbesondere kleinen und mittleren Betrieben Barrieren aus dem Weg räumen", sagte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Vorsitzender der Global Chamber Plattform von Eurochambres, der Vereinigung der Europäischen Industrie- und Handelskammern. Nichttarifarische Handelshemmnisse - wie Beschränkung der Importmenge, Einfuhrgenehmigungsvorschriften oder Diskriminierung bei öffentlicher Auftragsvergabe - sollen abgebaut werden, meinten beide Präsidenten. Diese Forderung ist Teil eines Pakets, das Leitl und Donohue heute, Mittwoch, US-Präsident George W. Bush und EU-Ratsvorsitzendem Wolfgang Schüssel vorlegen.
Fortschritte wollen die Präsidenten auch beim Thema Welthandelsorganisation (WTO) sehen. Allerdings sollte man sich von einem Gipfeltreffen nicht allzu viel erwarten, meinte Leitl. Vielmehr gehe es darum, auf bilateraler Ebene "die Fronten ein wenig aufzubrechen". Nach wie vor kommt dem Thema Landwirtschaft eine Schlüsselrolle zu - in der Frage, wer direkt oder indirekt höhere Subventionen leistet, spielen einander EU und USA den Ball zu.
Weniger Streitpunkte dürfte es beim Thema Energie geben. Von ölproduzierenden Staaten wolle man unabhängiger werden, und zudem verstärkt auf erneuerbare Energiequellen setzen - auch in den USA habe hier bereits ein Umdenken eingesetzt, meinte Donohue und fügte hinzu: "You guys are great in wind energy" - Österreich punkte etwa schon jetzt bei der Windkraft.
Apropos punkten: Die Antwort auf die Frage, welche österreichischen Unternehmen er kenne, wurde Donohue zugeflüstert: "Red Bull, Swarovski...."