"Erneuerung, Verjüngung, Entpolitisierung" nannte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Dienstagabend vor Journalisten als seine Ziele im Vorfeld der Verbund-Hauptversammlung heute, | Donnerstag, zu der auch personelle Weichenstellungen anstehen. Die Hauptversammlung stehe "im Licht der Zukunft der österreichischen E-Wirtschaft" und sei ein Meilenstein · "hoffentlich in Richtung | Konsenslösung zwischen Energie Austria und Dreier-Konsortium", so Bartenstein.
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Die von Verbundgesellschaft, Energie AG Oberösterreich und EStAG (Steiermark) geplante "Energie Austria" dürfe kein "Closed Shop" sein, sondern müsse "offen für weitere Partner" sein, so
Bartenstein. Er mache damit den "ersten Schritt" auf das Konsortium aus Wiener Stadtwerken, EVN (Niederösterreich) und Tiroler Tiwag zu, das zusammen 27% am Verbund hält, betonte der
Wirtschaftsminister. Er hofft auf eine "große, österreichische Stromlösung" · "bei Konsensbereitschaft" will er dem Dreier-Konsortium "Aufsichtsratsposten anbieten", und zwar "mehr als einen", wie
sich das aktienrechtlich aus dem Beteiligungsverhältnis für den zur Neubestellung anstehenden Verbund-Aufsichtsrat ergeben würde. Statt derzeit zwölf (plus sechs Arbeitnehmervertreter) stellt sich
der Wirtschaftsminister künftig acht Kapitalvertreter im Aufsichtsrat vor · "und zwar nur solche, die auch tatsächlich das Kapital vertreten".
Sektionschef Heinz Handler, der im Wirtschaftsministerium als Eigentümervertreter für den 51%-igen Bundesanteil fungiert, werde der Hauptversammlung die Namensliste der Wunsch-Aufsichtsratsmitglieder
vorlegen. Diese sei auch von einem begleitenden Beratungsunternehmen bestätigt.
Krejci und Staribacher werden ausscheiden
Wie Reuters Finanzdienst Österreich meldet, ist sicher, dass der langjährige Präsident des Aufsichtsrates Herbert Krejci und der frühere Handelsminister Josef Staribacher aus dem Kontrollgremium
ausscheiden werden. Der Rechtsanwalt Maximilian Eiselsberg, Vertreter der Kleinaktionäre im Aufsichtsrat, soll wiederbestellt werden.
Bartenstein betont, er habe "die Hand ausgestreckt" und hoffe nun, dass das Dreier-Konsortium "ein Stück Weges Richtung Energie Austria" mitgehen werde. Wesentliche Prinzipien sind für ihn dabei die
Werterhaltung des Aktienpaketes für die Eigentümer, die Klärung der Frage, inwieweit künftig die Aktionäre ihre Rechte und ihren Einfluss geltend machen können sowie die Sicherstellung der
Mehrheitseigentümerschaft der öffentlichen Hand, wie im Elektrizitätswirtschaftsorganisationsgesetz (Elwog) definiert.
Gruber: Konsortium soll drei Aufsichtsräte stellen
Dem Dreier-Konsortium sei in Aussicht gestellt worden, drei Aufsichtsräte stellen zu dürfen, sagte EVN-Chef Rudolf Gruber am Mittwoch. Präsident des Aufsichtsrats soll Wienerberger-Generaldirektor
Erhard Schaschl werden.
Für Bartensteins Wünsche signalisierte das Dreier-Konsortium wenig Zustimmung. Nicht querlegen will man sich laut Gruber bei den Verhandlungen zur Bildung der Energie Austria. Es müsse aber sicher
gestellt sein, dass die Verbundgesellschaft im Sinne der Aktionäre ihren Wert behalte. Die Bewertung der Verbundgesellschaft, die einen Anteil von 52% an der Energie Austria halten soll, werde vom
Konsortium hinterfragt: "Wir glauben, dass der Verbund insbesondere wegen seiner Wasserkraftwerke mehr wert ist," so Gruber.
Schaschl steht als möglicher Präsident zur Verfügung
Schaschl bestätigte am Mittwoch am Rande einer Kapitalmarkttagung in Frankfurt gegenüber der APA, dass er von Bartenstein in den Verbund-Aufsichtsrat eingeladen worden sei. Er sei bereit, sich
dafür zur Verfügung zu stellen. Eine wichtige Frage ist für Schaschl allerdings noch die Zusammensetzung des Aufsichtsratspräsidiums: "Ich habe immer wenig Zeit, das heißt, das Präsidium muss
arbeitsfähig sein".
Dem Vernehmen nach will der Betriebsratschef der Verbundgesellschaft, Norbert Nischkauer, der bisher als Kapitalvertreter im Aufsichtsrat war, im Präsidium bleiben. Nach einem Bericht im heutigen
"News" soll neben Schaschl auch Magna-Europa-Chef Siegfried Wolf Aufsichtsrat werden.
Für die Finalisierung der Energie Austria wird nach der heutigen eine weitere, außerordentliche Hauptversammlung erforderlich sein.