Die Gefechte um die nicht vollzogene Austro-Stromehe gehen weiter. Der Verbund setzt seinen künftigen Partner, die Energie Allianz, unter Druck, indem neue Forderungen in den Ehevertrag reklamiert werden. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein verlangt, dass bis zum Sommer weiterverhandelt wird. Zugleich will er mehr Wettbewerb und sinkende Strompreise.
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Bartenstein hält die Stromlösung und den Wiedereinstieg des Verbund ins Haushaltskundengeschäft für einen praktikablen Weg. Ursprünglich hatte der Verbund verkündet, sich wegen der Auflagen aus Brüssel aus dem Vertrieb zurückziehen zu müssen. Dieses Geschäft sollte den Bündnispartnern Wienenergie, EVN, Energie AG, Linz AG und Bewag (der sogenannten Energie Allianz) vorbehalten bleiben.
Dass der Rückzug des Verbund aus den beiden alternativen Vertriebsgesellschaften "Unsere Wasserkraft" und "My Electric" eine Auflage der EU-Wettbewerbshüter war, dementierte Bartenstein am Freitag vor Journalisten in Baden. Er schlägt vor, dass der Verbund zum Endkundengeschäft zurückkehrt und für mehr Wettbewerb sorgt. Die gemeinsame Handelsgesellschaft der Österreichischen Stromlösung (ÖSL) soll aufrecht bleiben.
Damit versucht Bartenstein in der verfahrenen Situation einen salomonischen Weg einzuschlagen. Einerseits bekennt er sich zur Stromehe, andererseits stützt er die neuen Pläne von Verbund-Vorstand Hans Haider. Dieser kündigte nämlich überraschend an, Haushaltskunden mit günstigem Strom beliefern zu wollen.
Doch das ist ein Affront für die Energie Allianz. Für die EVN, die am stärksten für dieStromehe kämpft, ist dieser Wunsch nicht nachvollziehbar. Auch Haiders Forderung, wonach der Verbund an der gemeinsamen Großkundentochter statt einem Drittel nun doch besser die Hälfte besitzen sollte, stößt auf Unverständnis. Noch dazu, weil doch der Verbund seine Großkunden abgeben musste.
Auch die oberösterreichische Energie AG hält die Vorschläge des Verbund-Chefs für nicht nachvollziehbar. "Wenn der Verbund ein eigenes Kundengeschäft aufbaut, dann gibt es die Stromlösung nicht," erklärt der Sprecher der Energie AG gegenüber der "Wiener Zeitung ". Es sei unmöglich, sich innerhalb einer Verbindung gegenseitig Konkurrenz zu machen.
Helmut Burger, Leiter der Strategieabteilung der Energie AG, bezeichnet Bartensteins Vorgabe als "unvereinbaren Konflikt". Dass der Verbund die Energie Allianz-Kunden künftig mit Strom versorgt, komme nicht in Frage, erklärt Burger. Die Oberösterreicher stehen auf dem Standpunkt, dass es bereits einen lange ausverhandelten und paraphierten Vertrag sowie eine Widmungserklärung des Wirtschaftsministers gibt.
Dass der Verbund und die Energie AG, wie in den "Oberösterreichischen Nachrichten" kolportiert wurde, einen gemeinsamen Vertrieb aufbauen wollen, wird seitens Burger dementiert. "Wir haben uns sehr über diese Ankündigung gewundert." Die Energie AG hat die Ankündigungspolitik mittlerweile satt. Sie verlangt, dass alle zuständigen Politiker sowie die Vorstände der Versorger an den Verhandlungstisch zurückkommen und die Karten auf den Tisch legen. Denn nochmals drei Jahre verhandeln bis eine Seite am Boden liegt, macht laut Burger keinen Sinn.
"Wir sind besser aufgestellt als EVN oder Wienenergie, die kaum über nennenswerte Wasserkraftproduktionen verfügen", erklärt der Strategieexperte. Der oberösterreichische Versorger ist mit 1.600 Gigawattstunden zweitgrößter Wasserkrafterzeuger in Österreich. Außerdem gebe es mit dem Verbund langfristige Verträge über den Bezug von jährlich 1,5 Terawattstunden. Sollte das Strombündnis nicht zustande kommen, bangt die Energie AG jedenfalls nicht um ihre Zukunft.