Zu einem Stolperstein für das heimische Baugewerbe könnten sich die Eigenkapitalregelungen von Basel II entwickeln. Das geht aus einer Branchen und Regionen spezifischen Studie von Walter Schwaiger, Professor an der TU Wien, hervor.
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Die Basel II-Richtlinien werden sich demnach je nach Branche unterschiedlich auswirken. Springender Punkt ist die Bonität des Kreditnehmers: Mussten die Banken bisher generell 8% Eigenkapital zur Absicherung des Kreditrisikos halten, so wird dieser Prozentsatz laut Basel II zukünftig von der Risikobewertung des Unternehmens abhängig gemacht.
Die besser bewerteten Schuldner werden also die besseren Konditionen erhalten, wie Schwaiger am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz erläuterte. Verglichen mit einer Eigenmittelanforderung von 6,96% im Schnitt des gesamten heimischen Mittelstandes, liegt das Baugewerbe der Studie zufolge mit 7,58% deutlich höher. Am besten stellt sich die Situation des Großhandels (6,71%) dar, sagte Schwaiger.
Gastgewerbe schneidet gut ab, Oberösterreich liegt vorn
Das Gastgewerbe sei dagegen gar nicht so schlecht wie sein Ruf vermuten ließe, so der Studienautor. Der Grund dafür sei, dass die Bonität der Unternehmen nicht nur von der Eigenkapitalausstattung abhänge, welche gerade im Gastgewerbe oft schwach ausfalle, sondern auch von anderen Faktoren wie etwa der Zahlungsmoral eines Betriebes. Ein strukturelles Problem sieht Schwaiger in dieser Branche jedenfalls nicht.
Im Bundesländervergleich bekommt Oberösterreich die besten Noten, gefolgt von Tirol, der Steiermark und Wien, während sich für mittelständische Betriebe aus Kärnten die höchsten Eigenmittelanforderungen ergeben. Ebenfalls höhere Anforderungen als im gesamtösterreichischen Schnitt hat Schwaiger für Niederösterreich und Salzburg errechnet.
In Summe dürfte Basel II aber nicht zu einer Erhöhung der Kreditkosten, aber auch nicht unbedingt zu einer Entlastung führen, prognostiziert Schwaiger.