"In Ihrem Unternehmen spukt ein Gespenst. Es heißt Basel II." Nicht, dass die österreichischen Unternehmensberater unter den Kreditnehmern Angst verbreiten wollen, im Gegenteil. Sie wollen das "Gespenst" entzaubern, und zwar durch eine auf Basel II zugeschnittene Spezial-Beratungsleistung. Rund 100 akkreditierte Basel II-Consultants gibt es bereits, bis Jahresende sollen es 180 werden, berichtet Karl Fröstl von der unico Unternehmensberatung & Industrie-Consulting.
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Basel II verpflichtet die Banken, ihre Kreditnehmer in Zukunft genauer als bisher unter die Lupe zu nehmen und zu bewerten. Ausgeklügelte standardisierte Ratingsysteme entscheiden über die Bonität jeder einzelnen Firma und damit über die Höhe der Kreditzinsen. Der Bedarf an Beratung über Basel II wird wachsen, "nämlich in dem Moment, wo die Klein- und Mittelbetriebe realisieren, dass die Banken mehr Informationen brauchen als bisher", ist Fröstl - er leitet einen Basel II-Arbeitskreis für Unternehmensberater in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) - überzeugt.
Die möglichen negativen Auswirkungen von Basel II seien bisher noch zu wenig spürbar, aber es gebe schon Einzelfälle, in denen die Banken aufgrund eines schlechteren Firmen-Ratings die Kreditzinsen empfindlich erhöht haben.
Viele Unternehmer fühlten sich nun von den neuen Informationspflichten überfordert, so Fröstl. Ein großes Problem sei etwa, dass die Bilanzen nun viel früher als bisher vorgelegt werden müssen. Und dass die "lästige" Bank noch dazu mehr über die strategischen Ziele und Zukunftskonzepte jedes Unternehmens wissen will. "Die Banken lassen sich nicht mehr so leicht bezirzen", sagt Fröstl. Die Basel II-Consultants bieten hier ihre Unterstützung an. Im "Basel II-Fitness-Check" wird ein Bankenrating simuliert, Schwachstellen werden dabei aufgespürt, Strategien, wie man das Rating verbessern kann, entwickelt. Mit einer aussagekräftigen Präsentationsmappe ausgestattet, kann schließlich der Unternehmer selbstbewusst aktiv auf den Bankberater zugehen, ohne befürchten zu müssen, dass sein Kredit empfindlich teurer wird.
Akkreditierte Basel II-Consultants sind gewerbeberechtigte Unternehmensberater, Informationstechnologen mit CITC Zertifikat, gewerbliche Buchhalter oder Dienstnehmer eines gewerbeberechtigten Unternehmensberaters und müssen nachweislich über Bilanzen, Gewinn- & Verlustrechnungen, Planungsrechnungen, Plan-Ist-Abweichungen und Marktentwicklungen Bescheid wissen. Und sie müssen eine spezifische Basel II-Ausbildung absolvieren, die in Form eines Intensiv-Seminars erfolgt. "Die nächsten Termine sind schon ausgebucht", berichtet Fröstl.
Was unterscheidet nun die Beratung durch einen Basel II-Consultant von jener, die von den Banken angeboten wird? Fröstl: "Unsere Beratung ist völlig neutral, und wir unterstützen den Unternehmer bei der Umsetzung neuer Strategien. Das kann der Bankberater nicht." Jede Bank habe zudem einen etwas anderen Schwerpunkt und lege beim Rating auf unterschiedliche Dinge wert. Basel II-Consultants, die langjährige Erfahrung im Umgang mit Banken haben, können hier wertvolle Tipps geben.
Die Unternehmensberatungsbranche habe zwei schwierige Jahre hinter sich, so Fröstl. "Vor allem die Großen haben stark an Umsatz verloren." Fröstl ortet hinter diesem Umstand ein psychologisches Problem. "In konjunkturell schwierigen Zeiten wird die Entscheidung, den Auftrag an den Berater zu erteilen, aus Vorsicht verzögert."
Die Schaffung spezieller Dienstleistungen wie eben Beratung in puncto Basel II eröffne neue Marktchancen.
Nähere Informationen über das Berufsbild Unternehmensberater finden Sie auf der Homepage des Fachverbands für Unternehmensberatung und Informationstechnologie in der Wirtschaftskammer Österreich:
http://www.ubit.at
Auch die Basel II-Consultants haben eine Homepage:
http://www.basel-2.co.at