Bauwirtschaft gegen Verbot von Alternativangeboten. | Angst, dass Willkür bisherige Önorm ersetzt. | Wien. Die Bauwirtschaft lehnt wesentliche Punkte des neuen Vergaberechtes ab. Horst Pöchhacker, Porr-Chef und Vorsitzender der Bauindustrie, kritisiert die Abschaffung der Önorm und standardisierter Leistungsbeschreibungen in Verträgen. "Damit wird künftig der Willkür des Bauherrn Tür und Tor geöffnet", betont er gegenüber der "Wiener Zeitung".
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# Abwälzen von Risiken
So sei zu befürchten, dass die öffentliche Hand als Auftraggeber Risiken auf die Baufirmen abwälzt. "Was passiert in Zukunft, wenn auf einem Grundstück eine Fliegerbombe gefunden wird," fragt Christoph Wiesinger, Rechtsexperte der Bundesinnung Bau. Früher sei das Baugrundrisiko Sache des Auftraggebers gewesen, das neue Vergaberecht lässt dies jedoch offen. Eine Übertragung auf die Baufirma wäre möglich.
Doch damit würden sich auch die Kosten erhöhen, meint Pöchhacker. Denn war bisher eine Bodenuntersuchung seitens des Bauherrn ausreichend, müsste künftig jeder Auftragnehmer ein eigenes Gutachten erstellen lassen.
Ebenfalls problematisch ist für Pöchhacker das Verbot von Alternativangeboten. Diese konnten zusätzlich zur ausgeschriebenen Amtsversion eingereicht werden, sind aber laut neuem Recht unerwünscht.
Die Bau-Lobby hält jedoch dagegen, dass dabei oft einfallsreiche Vorschläge der öffentlichen Hand eine Menge Geld erspart hätten. Wie zum Beispiel der Rannersdorfer Tunnel, ein Teilstück der S1, der durch ein Alternativangebot um 30 Mio. Euro günstiger ausfiel. Für den Porr-Chef steht fest, dass die Entwicklung von Alternativen einen Inovationsschub auslöste.