Grünes Licht für Hochhausprojekte "Danube Flats" und "Triiiple".
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Wien. Die freie Sicht zählt zu den unschlagbaren Verkaufsargumenten eines Immobilienmaklers, der eine Wohnung in einem Hochhaus verkaufen will. Einem Argument, dem die meisten Bewohner im 120 Meter hohen "Hochhaus Neue Donau" auf der Donauplatte in Donaustadt anscheinend nicht widerstehen konnten. Der nach den Plänen des Architekten Harry Seidler entworfene Wolkenkratzer bietet in Donaurichtung eine Aussicht, die sich vom Kahlenberg bis zur Freudenau erstreckt.
Mit einem Teil dieser Aussicht wird es aber bald vorbei sein. Wie der grüne Wohnbausprecher Christoph Chorherr am Mittwoch verkündete, werden die Projektentwickler Soravia Group und S+B Gruppe in Kürze den Zuschlag erhalten, zwischen dem "Hochhaus Neue Donau" und der Donau, die 150 Meter hohen "Danube Flats" zu bauen. Das derzeitige Gebäude, in dem sich das Kino Cineplexx an der Reichsbrücke befand, wird abgerissen.
Neu sind die Pläne für die Neue-Donau-Bewohner jedoch nicht. Der Spatenstich hätte bereits 2014 erfolgen sollen. Doch jahrelange hitzige Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern - die sich in der Widerstandsgruppierung "Initiative Kaisermühlen" formierten -, den Projektentwicklern und der Stadt verzögerten das Projekt. "Unverbaubar" sei die Sicht zur Donau, habe es damals in Verkaufsprospekten geheißen, sagten die Bewohner. Weiters habe es kein rechtmäßiges Wettbewerbsverfahren gegeben, das Gebäude werde für noch mehr Wind sorgen und die Begrünungsabsichten seien nicht durchführbar.
"Wir sind ja keine Idioten"
Die Entwickler reagierten gereizt. "Wir sind ja keine Idioten", schleuderte etwa Erwin Soravia den Bewohnern entgegen. Zudem betonten die Entwickler und die Stadt unisono, dass Flächenwidmungspläne nicht für die Ewigkeit geschrieben seien.
Bei der Präsentation der "Danube Flats" am Mittwoch wurde Christoph Chorherr auf den Konflikt angesprochen. Er könne nachvollziehen, dass die Hochhaus-Bewohner verärgert seien. Wer sei schon erfreut, wenn man ihm seine Aussicht verbaue? Er verwies aber auf die derzeit hohen Zuwanderungszahlen in die Stadt, die den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöhen. In zehn Jahren werde Wien in der Größe von Graz wachsen, sagt er. "Wir fühlen uns deshalb einem allgemeinen Interesse verpflichtet. Dieses besteht in der Schaffung von genügend Wohnraum", sagt Chorherr. In den "Danube Flats" werden 520 Wohnungen entstehen. Die derzeitige Bauklasse der Baufläche wird im Juni vom Gemeinderat von derzeit 26 Meter Maximalhöhe auf 150 Meter umgewidmet. Damit der dadurch entstehende Mehrwert nicht allein den Projektentwicklern zufällt, wurde erstmals ein städtebaulicher Vertrag ausgehandelt. Der Vertrag sieht Umbauten in der lokalen Infrastruktur vor, die allesamt von den Entwicklern getragen werden müssen.
Darin enthalten sind die teilweise Überplattung der Zufahrt zur Autobahn A 22 Richtung Graz und der Bau von Schall- und Windschutzeinrichtungen entlang der Reichsbrücke. Weiters haben sich die Entwickler vertraglich verpflichtet, für die Neugestaltung des Vorplatzes der U1-Station Donauinsel, die Verbesserung eines Ufer-Teilabschnitts der Neuen Donau und die Errichtung eines Kindergartens mit sieben Gruppen in der Sockelzone zu sorgen. Außerdem überlassen die Entwickler der Stadt etwa vier Millionen Euro, damit diese die Schule an der Schüttaustraße im 22. Bezirk ausbauen und um vier Klassen erweitern kann. 40 der 520 Wohnungen müssen zudem zu Bedingungen des sozialen Wohnbaus vermietet werden.
2,9 Millionen Euro für Schulerweiterung
Neben den "Danube Flats" präsentierte Christoph Chorherr mit dem Hochhaus "Triiiple" ein weiteres Bauprojekt. Auch hier wurde ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen. Für das Projekt sind ebenso die Soravia Group und die S+B Gruppe verantwortlich. Entstehen sollen drei jeweils 100 Meter hohe Gebäude mit 600 Wohnungen am Gelände des ehemaligen Zollamtes zwischen dem Donaukanal und dem Stadtteil Towntown im 3. Bezirk.
Als Gegenleistung für die Umwidmung verpflichten sich die Entwickler den angrenzenden Abschnitt der A4 (Flughafenautobahn) zu überplatten und die Oberfläche zum Donaukanal anzubinden. In der Erdgeschoßzone soll zudem ein Kindergarten entstehen und 2,9 Millionen Euro in die Schulerweiterung am Standort Dietrichgasse fließen. Als Rückversicherung für die Stadt müssen die Entwickler zehn Millionen Euro in Form eines Garantiebriefes hinterlegen. Bricht der private Vertragspartner die Vereinbarung, behält die Stadt das Geld.
Auch in Zukunft werde es bei Bauprojekten städtebauliche Verträge geben, sagt Chorherr. Die Verträge für die beiden Hochhausprojekte seien "herzeigbar", ergänzt er. Bei den Verhandlungen gebe aus städtischer Sicht aber noch Luft nach oben.