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Solche Szenen hat man im Stadtkino von Horn oder im Wulfenia in Klagenfurt schon länger nicht gesehen: Da stehen die Leute Schlange, um sich den vor gut einem Monat angelaufenen österreichischen Dokumentarfilm "Bauer Unser" von Robert Schabus anzusehen, der inzwischen bei rund 56.000 Besuchern hält und keineswegs Ermüdungserscheinungen in der Publikumsgunst zeigt. Es ist eine Doku über unsere Bauern und ihren Zugang zur industriellen, aber auch zur biologischen Landwirtschaft - kein neues Thema, weder in der Gesellschaft noch in den Kinos, und doch ist es immer wieder faszinierend und schockierend, dabei zuzusehen, unter welchen Bedingungen unsere Nahrung entsteht. Produzent Helmut Grasser verfolgt mit dem Film das Ziel, "die Folgewirkungen einer weltweit ungebremsten wirtschaftsliberalen Politik auf die Bauern und uns Konsumenten" aufzuzeigen.
Dass "Bauer Unser" ausgerechnet und vor allem im ländlichen Raum für ausverkaufte Kinosäle sorgt, gibt auch zu denken: Denn dort kennt man den Ist-Zustand der Landwirtschaft mit all ihrem Preis- und Konkurrenzdruck nur allzu gut. Zwar ziehen die Zuschauerzahlen in den (kleineren) Städten inzwischen auch ein wenig an, so richtig zum Kassenschlager wird der Film aber in entlegeneren Gebieten. Stutzig macht in diesem Zusammenhang, dass "Bauer Unser" ausgerechnet dort am schwächsten läuft, wo man seine wichtigste Zielgruppe vermuten darf: In gewissen Wiener Bezirken etwa, wo Bobos mit Jutesäcken in Bioläden das Stadtbild prägen, will diesen Film seltsamerweise kaum jemand sehen.