Getreideernte um drei Prozent unter jener von 2010. | Massive Einschnitte beim EU-Agrarbudget stehen im Raum. | Bauern wurden schon auf Kürzungen eingestimmt.
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Wien. Nicht nur die Grill- und Badefreunde, sondern auch die Landwirte freuen sich, dass die Sonne scheint. Für die Bauern war es vor allem wichtig, dass es am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, nicht geregnet hat, denn eine Bauernregel besagt: "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt." Für die österreichischen Landwirte heißt das also, dass das Erntewetter perfekt sein sollte.
Was die Erntemenge angeht, schaut es heuer aber nicht ganz so gut aus. Erwartet wird, dass österreichweit 2,7 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden, was einem Minus von drei Prozent gegenüber 2010 entspricht. Zurückzuführen ist das auf den trockenen Jahresbeginn, erklären Vertreter der Landwirtschaftskammer. Die Qualität des Getreides habe unter der Trockenheit aber nicht gelitten, im Gegenteil: Sie sei "gut bis sehr gut". Trotz der geringeren Ernte sei die Versorgungssicherheit gegeben, versichert die oberste Bauernvertretung.
Kürzungen der zweiten Säule treffen Bauern hart
Während sich die Bauern beim Weizen auf Einbußen einstellen, schaut die Situation beim Mais anders aus: Hier erwarten die Landwirte, dass 4,7 Millionen Tonnen geerntet werden können und somit die Vorjahresmenge eingebracht werden kann.
Dieser Tage sind die Gedanken der Bauern aber nicht nur bei der Ernte, sondern auch beim EU-Agrarbudget. Heute soll in Brüssel voraussichtlich bekanntgegeben werden, wie viel Geld den Bauern in der Finanzperiode von 2014 bis 2020 zur Verfügung steht. Die Zahlen, die veröffentlicht werden, seien aber nicht in Stein gemeißelt, so die Landwirtschaftskammer, da die Verhandlungen noch bis Mitte 2013 laufen.
Trotz dieser Tatsache dürfte es für die heimischen Bauern aber nicht allzu gut aussehen. EU-Haushaltskommissar Janusz Lewandowski möchte das EU-Agrarbudget einerseits um 25 Prozent kürzen. Andererseits fordern die neuen Mitgliedsstaaten mehr Geld, während Nettozahler wie Großbritannien und Deutschland generell weniger in das EU-Budget einzahlen wollen.
Hinzu kommt auch, dass es innerhalb der beiden Säulen, auf denen die Subventionen für die Bauern aufgebaut sind (Direktzahlungen und ländliche Entwicklung), zu Umschichtungen kommen soll. Die Ökologisierung soll künftig von der zweiten in die erste Säule wandern, ohne dass dieser Topf insgesamt größer wird. An der Höhe der Fördersumme der ersten Säule würde das kaum etwas ändern, aber in der zweiten Säule fielen sowohl die Öpul-Förderungen als auch der Zuschuss des Bundes - die zweite Säule wird aus Mitteln von Österreich und der EU gespeist - weg.
Da Österreich im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern derzeit zwei Drittel der Förderungen über die zweite Säule ausbezahlt, würde die Bauern die Kürzung dieser Säule stark treffen, so die Landwirtschaftskammer.
Einfrieren des Agrarbudgets ist möglich
Darüber, wie hoch die Kürzungen ausfallen könnten, will Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski nichts sagen. Die medial kolportierten 30 Prozent bezeichnet er aber als "Worst Case" und verweist darauf, dass sich das EU-Parlament gegen die Kürzung des Agrarbudgets ausgesprochen habe. Und auch wenn es zu keinen Kürzungen kommt, könnte das Agrarbudget weniger werden.
Die EU-Kommission plant nämlich das Einfrieren des Agrarbudgets auf den Stand von 2013. Allein aufgrund der Inflation würde es zu einem Minus von 2,2 Milliarden Euro für die Bauern kommen. Während die Kammer mit Informationen noch zurückhaltend ist, lehnt sich Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich schon etwas weiter aus dem Fenster - indem er sagt, dass es durchaus sein könnte, dass für die Landwirtschaft vonseiten der Europäischen Union weniger Geld vorgesehen sei.
Was auch immer in den kommenden Tagen verlautbart wird: Die Bauern haben sich bereits auf Kürzungen eingestellt. "Unter der Hand" hätten sie bereits diesbezügliche Informationen erhalten, so ein Bauer , der anonym bleiben will.