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Bauern wollen mehr Geld für Biomasse

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Das größte heimische Biomassekraftwerk wird in Wien Simmering errichtet. Die Kosten betragen 40 bis 45 Mill. Euro. Ab 2006 wird die Anlage mit einem Wirkungsgrad von 83% Strom und Wärme in Netz liefern. Doch die Landwirtschaftsvertreter sind mit dem Status quo nicht zufrieden, sie fordern, dass mehr Ökostrom in den Netzen fließen soll. Dafür wären zusätzliche Förderungen von fast 90 Mill. Euro nötig.


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Bauern und Forstwirte wollen höhere Subventionen für Strom aus Biomasse. Auch sind sie mit der gesetzlichen Vorgabe, wonach 4% des gesamten Stroms aus Ökoanlagen kommen sollen, nicht zufrieden. Ihnen schwebt Höheres, nämlich ein Ökostromanteil von 6 bis 8%, vor. Der Großteil dieser Energie sollte nach Ansicht von Martin Preineder, dem Obmann für Energiefragen in der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern (Präko), aus Biomasse kommen. Um dieses Ziel auch durchzusetzen, wären rund 90 Mill. Euro zusätzlich von Nöten. Preineder rechnet vor, dass diese Förderung die Stromrechnungen der Haushalte um 3% oder 12 Euro im Jahr erhöhen würde. Pro Kilowattstunde (kWh) müsste ein Zuschlag von 0,411 Cent eingehoben werden.

"Das sollte es uns wert sein." Preineder verweist auf die größere Versorgungssicherheit durch die Verwendung von heimischen Rohstoffen. "Biomasse steht das ganze Jahr zur Verfügung und kann flexibel eingesetzt werden." Obendrein würde jeder Prozentpunkt Ökostrom mehr mithelfen, das Kyotoziel - also die Reduktion der CO2-Emissionen auf 13% - schneller zu erreichen. So könnten durch das derzeit gültige Ökostromziel von 4% rund 6,5% Kohlendioxid eingespart werden. Bei 6% Ökoenergie würde die Reduktion 10,5% ausmachen. Preineder will damit gleichzeitig den Atomstromanteil von derzeit 17% hinunterdrücken.

Gemeinsame Sache: Streit mit Papierindustrie beigelegt

Noch zu Anfang des Jahres lieferten sich Biomasseverfechter und die Papierindustrie heftige Kämpfe. Denn die Papiererzeuger hatten Angst, dass Strom und Holz durch das Bioengagement merklich teurer würden. Mittlerweile scheinen die Wogen geglättet.

Die Papierindustrie konnte überzeugt werden, dass jenes Holz, das in Kraftwerken verheizt wird, für die Papierherstellung nicht geeignet ist. Preineder verweist auf die zunehmenden Holzreserven: "27 Millionen Festmeter Holz wachsen jährlich nach, nur 19 Millionen werden genutzt." Die Holzpreise würden durch einen Biomasseanlagen-Boom, wie ihn die Bauern wünschen, keineswegs hinaufgeschraubt. Deshalb sind die Experten der Präko überzeugt, dass Österreichs Papierindustrie mit den Land- und Forstwirten an einem Strang ziehen wird. Große Papierfabriken planten schon größere Biomassekraftwerke, auch Plattenerzeuger und Sägewerke überlegten, ob sich eine solche Investition rechne. Preineder gibt zu, dass eigentlich nur zwei Arten von Anlagen wirtschaftlich sind: Die kleinen, die Strom und Wärme für einen oder umliegende Betriebe erzeugen oder große, die ihre Abwärme an ein Fernwärmenetz abgeben oder - wie in der Holz- und Papierindustrie - selbst verwerten können. Mittelgroße Kraftwerke, welche die heiße Luft nur verpuffen ließen, machten keinen Sinn.