Mit der erfolgreichen Übernahme großer Teile der insolventen deutschen Walter Bau hat Bauholding-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner sein Ziel erreicht, die Nummer Eins auf dem deutschen Baumarkt zu werden. In Europa rückt der Konzern mit heuer 7,3 Mrd. Umsatz mit 35.000 Mitarbeitern auf Rang fünf vor. Jetzt will er noch "zumindest" die Mehrheit an Züblin.
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Seine Wunschvariante, die "industrielle Lösung" - Totalübernahme des renommierten Stuttgarter Ingenieurbauunternehmens und Fusion mit der Strabag - hält Haselsteiner zwar für "derzeit unwahrscheinlich", weil sich die Großaktionärs-Familie Lenz "derzeit nicht überzeugen lässt". Dass er aber die 48,7% an die Bayerische Landesbank verpfändeten Züblin-Anteile um an die 60 Mio. Euro "in den nächsten Wochen" zugeschlagen bekommt, dafür sieht er "gute Chancen": "Die Bank hat angekündigt, auch das industrielle Konzept bewerten zu wollen". Bei den anderen Bietern - HochTief, die Familie Lenz mit der US-Finanzgruppe Zwirn und wie zuletzt auch kolportiert, Alpine Mayreder - sieht er da Defizite.
"Wenn eine Geste gefragt ist", könne er sich durchaus auch eine moderate Erhöhung des Strabag-Angebots für Züblin vorstellen, "an einem Lizit werden wir uns aber keinesfalls beteiligen".
Mit den knapp 5%, die er jetzt schon hat, könnte er eine Mehrheit von rund 53% erreichen - dann stehen die Chancen für eine bessere Arbeitsteilung zwischen der deutschen Strabag und der dann ebenfalls als eigenständige Tochter zu führenden Züblin gut: So könnte beispielsweise der Straßenbau ganz an die Strabag, der Ingenieurtiefbau - inklusive der gerade von Walter-Bau übernommenen diesbezüglichen Dywidag-Aktivitäten - ganz an Züblin wandern. Bei Hochbau und Schlüsselfertigbau würde man die Zusammenarbeit suchen.
Ein Kernstück des von WalterBau übernommenen neuen Portfolios ist die Straßenbaufirma "Heilit&Wörner", die als 100%-Tochter an die deutsche Strabag "angehängt" werden und als eigenständige "wertvolle" Marke bestehen bleiben soll. Seinen Mitbewerbern warf Haselsteiner in diesem Zusammenhang "gezielte Desinformation" und unlautere Abwerbungsversuche von Top-Personal vor - "da wird es Klagen des Masseverwalters nach dem Wettbewerbsgesetz geben, das sind keine Kavaliersdeklikte".
Die Verträge über die Übernahme der Walter Bau-Teile sind vom Gläubigerausschuss, wie berichtet, einstimmig abgesegnet worden. Durch den Deal stoßen 3.200 Mitarbeiter und ein Umsatz von rund 800 Mio. Euro zur Bau Holding Strabag - etwas weniger als ursprünglich erwartet, "weil einige Bauherren nach der Insolvenz abgesprungen sind". Über den Kaufpreis sei Vertraulichkeit vereinbart worden, die kolportierten 70 bis 100 Milo. Euro seien "von derGrößenordnung her nicht ganz falsch".
Die miterworbene österreichische Dywidag, die aus Wettbewerbsgründen abgegeben werden muss, ist bereits verkauft - an wen, wollte Haselsteiner Donnerstag aber noch nichts sagen.
Die Finanzierung der Walter-Übernahme und des angestrebten Züblin-Pakets sei gesichert. Dass man die heurige Tranche der Unternehmensanleihe von 50 eventuell auf 75 Mio. Euro aufstocken werde, habe eher etwas mit anderen Expansionsplänen zu tun. Nächstes Ziel auf dem Weg zur Nummer eins der Branche im "Heimatmarkt" Mittel- und Osteuropa: Die Ukraine - "denn die ist jetzt auf dem Weg nach Europa".