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Baumarkt und Festspiele für alle!

Von Christina Böck

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"Ich brauche keinen Baumarkt, ich brauche die Salzburger Festspiele!" Dieses Zitat einer offenbar treuen Kundin hat Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler am Sonntag in der ORF-Diskussionssendung "Im Zentrum" wiedergegeben. Das ist natürlich ein griffiger Sager. Es ist aber auch eine etwas heikle Aussage, die, wenn man sie weiterdenkt, einiges an Konfliktpotenzial birgt. Schon jetzt wird oft die sehr einfache Argumentationstechnik des Gegeneinander-Aufrechnens angewandt. Zum Beispiel: Warum braucht man offene Gartencenter, aber Schulen bleiben weiter geschlossen? Warum darf man Fußball spielen, aber Theater nicht?

Wenn sich das aufschaukelt, hat man schnell eine Potenzierung der ohnehin schon gut verteilten Unzufriedenheit. Ganz abgesehen davon, dass sich jedes Aufrechnen in jede Richtung erweitern lässt, etwa: Wer braucht offene Museen, wenn man nur bis 23 Uhr im Restaurant sein darf?

Dieses Verhalten ist normal, weil Menschen es nicht mögen, wenn es Ungleichheit gibt. Vor allem, wenn sie die Benachteiligten sind. Und doch wird man sich damit abfinden müssen, dass es - kurzfristig - nicht alles für jeden spielen wird. Wenn man sich wieder sehr darüber ärgert, kann man sich vielleicht in Erinnerung rufen: Die am schwersten Betroffenen der Ungleichheit sind weder die Kultur noch die Schulen. Es sind die Menschen der Risikogruppe, die bisher von allen Maßnahmenlockerungen ausgenommen waren - und keine Aussicht auf Besserung haben.