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Baumax-Integration kostet Obi Millionen

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft

Deutsche Baumarktkette investierte allein im vergangenen Jahr rund 58 Millionen Euro in Baumax-Standorte.


Wien. Die deutsche Baumarktkette Obi hat für die Integration der 49 ehemaligen Baumax-Standorte in Österreich tief in die Tasche gegriffen. Investitionen in Marktausstattung, Systemtechnik, Anpassungen der Bauten sowie Marketing und Werbung im Rahmen der Neueröffnung schlugen sich allein 2015 mit 58,4 Millionen Euro nieder. Der Jahresverlust der Österreich-Tochter Obi Bau- und Heimwerkermärkte Systemzentrale GmbH lag 2015 bei 50,9 Millionen Euro nach einem Plus von einer Million im Jahr davor.

Von den 49 Standorten eröffneten bereits 48 im Dezember 2015, der letzte wurde Anfang Februar dieses Jahres aufgesperrt. Obi erweiterte dadurch seinen Auftritt über die Bundesländer Tirol, Wien und Niederösterreich hinaus nach Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, Steiermark und Vorarlberg.

Um die Finanzierung zu stemmen, musste die Mutter, die deutsche Obi GmbH, Kapital in Höhe von 100 Millionen Euro zuschießen. Der Österreich-Umsatz erhöhte sich durch die Integration bereits 2015 um 19 Prozent auf 114,2 Millionen Euro. Die ehemaligen Baumax-Märkte trugen allein im Dezember 18 Millionen Euro bei, während die Umsätze in den bestehenden Obi-Märkten und in jenen der Franchise-Nehmer leicht zurückgingen. Ohne Übernahme wäre der Marktanteil von Obi in Österreich also leicht geschrumpft, so aber machte sich die deutsche Baumarktkette auf einen Schlag und mit Abstand zum Marktführer. Rund 2400 Mitarbeiter wurden übernommen, zuvor hatte Obi im Jahresdurchschnitt 450 Beschäftigte.

Schwierigkeiten in Slowenien

Alle neu erworbenen Märkte werden von der Obi Bau- und Heimwerkerzentrale selber betrieben und nicht an Franchise-Partner vergeben. Obi hat in Österreich vier Franchise-Nehmer, die 16 Märkte betreuen.

Obi wollte sich auf Fragen der "Wiener Zeitung" zu den Geschäftszahlen und strategischen Themen nicht äußern. Dem Jahresabschluss ist jedoch zu entnehmen, dass sich das Unternehmen nach der Umstellung der Märkte und Schulung der Mitarbeiter heuer auf Konzeption und Umsetzung von Kundenbindungsprogrammen, Online-Auftritt und Synergien durch die Baumax-Übernahme konzentriert. 2016 ist freilich mit einem heftigen Umsatzsprung zu rechnen.

Während es für Obi in Österreich erfreulich läuft, musste die Obi Bau- und Heimwerkermärkte Systemzentrale ihrer Tochter in Slowenien heuer fünf Millionen Euro zuschießen. Diese legte einen Verlust von 5,52 Millionen Euro hin, wodurch das Eigenkapital ins Negative rutschte.

Mit der Obi Markt GmbH besteht in Österreich ein weiteres verbundenes Unternehmen, das zehn Bau- und Heimwerkermärkte in Kärnten und der Steiermark betreibt und den Umsatz 2015 um 3,5 Prozent auf 75,5 Millionen Euro steigerte. Der Jahresgewinn lag bei 2,1 Millionen, nach minus 2,6 Millionen Euro im Jahr davor. In Summe machte Obi in Österreich 2015 also einen Nettoumsatz von rund 190 Millionen Euro.

Laut Statistik-Portal Statista liegt Obi im Ranking der Baumärkte in Österreich nach Verkaufsflächen deutlich vor Raiffeisen Ware Austria, Bauhaus, Hagebau/Öbau und Hornbach. Die darauf folgenden Mitbewerber sind deutlich kleiner, auf sie entfällt nur rund zehn Prozent des Marktanteils. Aktuelle Branchenumsätze gibt es keine, vor ein paar Jahren lagen diese laut Schätzungen bei 2,5 Milliarden Euro.

Baumax ist seit 28. August 2015 endgültig Geschichte. Nach einem zweimonatigen Abverkauf schlossen alle Märkte. Obi sicherte sich 68 Standorte, 49 davon in Österreich. Auch die 14 Standorte in der Slowakei, beide Standorte in Slowenien und vier von 24 ausgewählten tschechischen Märkten gingen an Obi. Sechs Märkte übernahm Hagebau, einen Hornbach. 18 Märkte in Tschechien schnappte sich der polnische Händler Merkury Market. Die meisten wurden im März dieses Jahres wieder eröffnet. Für sieben heimische Standorte fand Baumax keinen Abnehmer.

Rasanter Aufstieg und Fall

Seit seinen Anfängen 1976 wuchs Baumax rasant. 1992 erfolgte der Markteintritt in Ungarn und Tschechien, 1994 in die Slowakei, ein Jahr später zog es die Kette nach Slowenien. 2000 erfolgte der Markteintritt in Kroatien, 2006 in Rumänien und 2008 in Bulgarien. Der letzte Auslandsmarkt war 2010 die Türkei. Am Zenit beschäftigte die Baumax-Gruppe mehr als 9000 Personen und betrieb knapp 160 Standorte in neun Ländern, der Umsatz lag jenseits der 1,2 Milliarden Euro. Die Erträge bröckelten jedoch. Im April 2014 hatten die Banken bei Baumax rund eine Milliarde Euro ausständig. 2014 zog sich die Eigentümerfamilie Essl endgültig aus dem operativen Geschäft zurück.

Im März 2014 wollte Karlheinz Essl seine berühmte Kunstsammlung an die Republik Österreich verkaufen, um die angeschlagene Baumarktkette zu retten. Der Deal kam nicht zustande, stattdessen übernahm Monate später der Industrielle Hans Peter Haselsteiner um mehr als 100 Millionen Euro über seine Familien-Privatstiftung 60 Prozent an der Sammlung.