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Bawag-Anklage erneut adaptiert

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Wien. Der Bawag-Prozess neigt sich nun endgültig dem Ende zu. Am kommenden Montag soll das Beweisverfahren abgeschlossen werden. Am Donnerstag (Tag 111), quasi auf den letzten Drücker, hat Staatsanwalt Georg Krakow noch einmal die Anklage an die Erkenntnisse aus dem Verfahren angepasst. Es war die bereits vierte Adaption der Anklageschrift.


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Die bedeutendste Änderung betrifft den Tatzeitraum: Laut Krakow trat der strafbare Schaden für die Bank im Zuge der Karibik-Geschäfte mit dem Spekulanten Wolfgang Flöttl nicht erst mit den Verlusten ein, sondern bereits mit der Zuzählung der Kredite an Flöttl. Dies wirkt sich vor allem auf die den Angeklagten zur Last gelegten Schadenshöhen aus. Aufgrund anderer Wechselkurse (die Kredite liefen in US-Dollar) stieg bei Ex-Bawag-Boss Helmut Elsner und Ex-Vorstand Helmut Nakowitz die inkriminierte Schadenssumme auf 1,72 Milliarden Euro. Bei Elsners Nachfolger Johann Zwettler auf 1,63 Milliarden, bei Hubert Kreuch, Josef Schwarzecker und dem Bankprüfer Robert Reiter auf 493 Millionen, bei dem früheren ÖGB-Finanzchef und Bawag-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger auf 437 Millionen, bei Flöttl auf 430 Millionen und bei Ex-Vorstand Christan Büttner auf 351 Millionen Euro.

Diese Änderung der Anklage ist insofern relevant, als dadurch die im Prozess heiß diskutierte Frage, wie Flöttl das Geld verspekuliert hat, an Bedeutung verliert. Entscheidend ist für Krakow nur der Umstand, dass das Geld unrechtmäßig hergegeben wurde.

36 Mandate für Elsner

"Was glauben Sie, was ein Generaldirektor tut?", war eine Frage, die man während des Verfahrens öfters von Elsner zu hören bekam. Seit Donnerstag weiß man es: Der Bawag-Chef saß als Aufsichtsrat oder Vorstand in 36 Gremien anderer Unternehmen, darunter die Lotterien, T-Mobile oder die Wiener Staatsoper.

Für die öffentliche Auflistung dieser zum Teil sehr gut dotierten Mandate hatte Elsner kein Verständnis: "Da wird auf den Neidkomplex gebaut."