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Bawag blickt in lohnende Zukunft

Von Karl Leban

Wirtschaft

Arbeitsplätze durch zusätzliches Geschäft abgesichert. | Nowotny: Bawag "in sicherem Hafen". | ÖGB will jetzt neu durchstarten. | Wien. Seit vorgestern, Donnerstag, Abend ist der Verkauf der Bawag an das Konsortium des US-Fondsriesen Cerberus fixiert. Im Frühjahr 2007 soll der 3,2 Milliarden Euro schwere Transaktion endgültig unter Dach und Fach sein. Da wird der ÖGB dann sämtliche Bawag-Aktien den neuen Eigentümern übertragen, der Kaufpreis wird auf sein Konto überwiesen.


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"Von der Summe her ist das die größte Transaktion, die es in Österreich bisher gab", verkündete ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer am Freitag vor der Presse.

Von dem stolzen Kaufpreis für die angeschlagene Bawag fließen 2,61 Milliarden Euro in die Kassen des ÖGB, der sich mit dem Verkauf von einem Teil seiner Geschichte nun verabschieden muss. Mit weiteren 600 Millionen greift das Cerberus-Konsortium der Bawag unter die Arme, um Österreichs fünftgröße Bank ausreichend mit Kapital auszustatten.

Der ÖGB musste sich von seinem mit Abstand wertvollsten Familiensilber, der Bawag, trennen, nachdem das milliardenschwere Finanzdebakel rund um mysteriöse Karibik- und Refco-Geschäfte eine Bundeshaftung von 900 Millionen Euro notwendig gemacht hatte, um die Bank und ihren Eigentümer vor dem Ruin zu bewahren. Für den ÖGB ging es darum, den höchstmöglichen Erlös beim Verkauf seiner Bank zu erzielen. Nach der Entscheidung für die finanzstarke Bietergruppe um Cerberus räumte Hundstorfer denn auch ein: "Der Preis war in unserer Situation der höchstrangige Parameter."

Auf einen Schlag ist der ÖGB damit seine Finanzsorgen los. "Am Ende des Tages sind wir schuldenfrei", betonte Hundstorfer erneut. "Wirtschaftlich können wir jetzt neu durchstarten." Intern wird gerade an einer Reform des Gewerkschaftsbundes gefeilt.

Den Kredit an die Bayerische Landesbank, die ebenso wie Cerberus im Rennen um die Bawag als Favorit gegolten hatte, will Hundstorfer "blitzartig zurückzahlen" - beim offiziellen Abschluss des Deals in drei bis vier Monaten, wie er konkretisierte. Zum Hintergrund dieses 400-Millionen-Kredits: Die BayernLB war an der Bawag von 1996 bis Mitte 2004 mit 46 Prozent beteiligt. Weil sie beim ÖGB mit ihrem Vorhaben, eine mehrheitliche Kontrolle zu übernehmen, auf taube Ohren stieß, verkaufte sie ihm ihr Aktienpaket auf Kredit. Schon damals war der ÖGB knapp bei Kasse.

Geld für Refco-Gläubiger

Zu einem Teil ihres Geldes kommen auch die Gläubiger des pleite gegangenen US-Brokers Refco, mit dem die Bawag in dubiose Geschäfte verwickelt war. Ihnen werden 200 Millionen Dollar - umgerechnet 150 Millionen Euro - überwiesen. Das ist die maximale Summe aus dem Verkaufserlös, die ihnen im Rahmen eines Vergleichs zugesagt wurde.

Erleichtert ist ÖGB-Präsident Hundstorfer auch wegen der Bundeshaftung für die Bawag. Dass sie nicht gezogen werden muss, ist geglückt. "Kein einziger Euro Steuergeld war notwendig."

"Wir haben das Schiff Bawag P.S.K. in einen sicheren Hafen gebracht", ist auch bei deren Generaldirektor Ewald Nowotny die Freude groß. Zumal der Bank in seinen Augen nun eine viel versprechende Zukunft winkt. Mit Cerberus und dessen österreichi-schen Partnern (Generali-Versicherung, Bausparkasse Wüstenrot, der Post und der Industriellengruppe um den Unternehmer Hannes Androsch) "haben wir einen starken Eigentümer", so Nowotny, der zu Jahresbeginn geholt wurde, um den Augias-Stall bei der Bawag auszumisten. "Wir sehen Cerberus als treuen Wächter, der auf das Geld unserer Kunden aufpasst."

Ambitionierte Pläne

Die Pläne der neuen Eigentümer skizziert Nowotny in leuchtenden Farben. So werde die Bawag künftig als Zentrum einer europaweiten Expansion genutzt und als Hauptquartier das Europa-Geschäft der kürzlich von Cerberus übernommenen GM-Bank (Finanzierungsarm des US-Autoriesen General Motors) übertragen bekommen. Genutzt werden soll auch das Know-how der Bawag für die Expansion in Osteuropa, wo sie noch relativ dünn vertreten ist. Viel Fantasie versprechen zudem die schon bislang bewährten Cross-Selling-Aktivitäten, die in Zukunft weiter verstärkt werden sollen (vor allem über die Generali und Wüstenrot). Generali-Boss Karl Stoss sieht in der Post, deren Filialen die Bawag auf Basis eines langfristigen Vertrages für ihre Geschäftszwecke mitnutzen darf, einen "wesentlichen Vertriebsast für unser Geschäft".

"Die Bawag wird weder filetiert noch zur Filiale degradiert", unterstrich auch Androsch. Mit der Internationalisierung und zusätzlichem Geschäft sei die Zukunft für die Belegschaft "bestmöglich gesichert". Im reinen Bankgeschäft hat die Bawag 4500 Mitarbeiter, in der gesamten Gruppe sind es 6000.

Börsengang im Visier

Zumindest fünf Jahre will Cerberus bei der Bawag als kontrollierender Mehrheitsaktionär an Bord bleiben. Für die Zeit danach ist wie schon angekündigt ein Börsengang geplant. Dabei soll auf alle Fälle eine österreichische Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) erhalten bleiben. Vor allem Bawag-Kunden und -Mitarbeiter (nach dem Vorbild des Post-Börsenganges) sollen hier angesprochen werden.

Übrigens: Laut Hundstorfer bleibt die Bawag die Hausbank des ÖGB und der Republik. Für den Bund wickelt sie den Zahlungsverkehr ab.

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