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Bawag: Flöttl zahlte freiwillig für Spekulationsverluste

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Keine vertragliche Verpflichtung für Sicherheiten. | Bawag hat die Gemälde offenbar selbst bewertet. | Alpbach/Wien. In den Ermittlungen rund um die Bawag-Affäre kommen immer mehr Details ans Licht.


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Eine wesentliche neue Erkenntnis: Nachdem Wolfgang Flöttls erste Spekulationen nach Wiederaufnahme der umstrittenen Karibik-Geschäfte Mitte der 90er Jahre einen Verlust von rund 600 Mio. Euro brachten, hätte er die Bank nicht entschädigen müssen. Es gab nämlich nach bisherigem Ermittlungsstand keinerlei vertragliche Verpflichtung Flöttls, für eventuell entstehende Spekulationsverluste mit seinem Vermögen zu haften. Warum Flöttl der Bawag dennoch Gemälde, seinen Privat-Jet und Immobilienwerte übertrug, ist unklar. Angeblich soll ihm der damalige Bawag-Generaldirektor Helmut Elsner damit gedroht haben, die letzten beiden Bilanzen seines Vaters, des früheren Bawag-Generaldirektors Walter Flöttl, wieder "aufzumachen", wenn es keine Entschädigung gibt.

Umstrittene Bewertung der Flöttl-Gemälde

Eine weitere Merkwürdigkeit gab es im Zusammenhang mit jenen Gemälden, die Wolfgang Flöttl der Bawag zur Abdeckung der Spekulationsverluste überschrieb: Die Bawag forderte ihn auf, diese zu bewerten. Flöttl wies das offenbar mit dem Hinweis zurück, dass es unseriös wäre, würde er selbst den Wert von Gemälden schätzen, die er als Sicherstellung bereitstellt. Daraufhin dürfte die Bawag den Wert nach bisherigem Ermittlungsstand selbst geschätzt haben. Bequemerweise fiel er genauso hoch aus wie die Verluste, die die Bank erlitten hatte. Der Verdacht drängt sich also auf, dass die Bawag mit einer Phantasie-Bewertung ihr Bilanzloch stopfen wollte.

Im Lichte dieser Erkenntnis erscheint es nun nicht mehr verwunderlich, warum die neue Bawag-Führung nach Auffliegen des Skandals auf die Suche nach Vermögen gehen musste, das sich als unauffindbar herausstellte, und warum plötzlich die Rede davon war, dass die Flöttl-Gemälde nichts wert seien.

Unklarheiten gibt es auch bei den Zahlungsflüssen für Flöttls Privat-Jet, der an Hewlett-Packard verkauft wurde, sowie für eine Londoner Immobilie Flöttls. In beiden Fällen floss nachweislich Geld beim Verkauf. Dieses Geld fand aber auf merkwürdige Weise keinen Eingang in die Bawag-Bilanzen. Die Londoner Immobilie am Eaton Place soll beispielsweise um 40 Mio. Pfund (60 Mio. Euro) verkauft worden sein. In die Bawag-Buchhaltung flossen davon aber lediglich 15 Mio. Euro.

Wo der Rest geblieben ist, ist völlig unklar. "Ich bin mir sicher, dass es da Kickback-Zahlungen gegeben hat", sagt ein hochrangiger Bawag-Mitarbeiter.